Nachgefragt bei… Melanie Williner

Melanie Williner
  • Titelbild: Melanie Williner

Wo haben Sie Galvaniseurin gelernt und den Beruf ausgeübt?

Ich habe bei der Blösch AG im schweizerischen Grenchen gelernt. Die Firma hat eine Handgalvanik und ist vorwiegend im Uhren- und Schmuckbereich und in der Medizinaltechnik aktiv. Dort sind kleine spezielle Bäder mit einem Volumen von 80 bis 160 Litern in Betrieb. Nach einem Abstecher in eine andere Galvanik war ich bei Blösch insgesamt 13 Jahre Galvanikleiterin.

Bei Schmuck sind kleine fili­grane Teile zu galvanisieren. Was gibt es da zu beachten?

Ja, zum Beispiel muss man bei den Zeigern darauf achten, dass nicht zu viel Schicht drauf ist, sonst funktionieren die Uhren nicht. Und je höher das Preissegment ist, desto komplizierter der Kunde und umso höher die Qualitätsansprüche. Kennen Sie die Mondphasenuhr von IWC?

Nein, bitte klären Sie mich auf?

Diese Uhr hat eine integrierte Mondphasenanzeige. Wir haben sie zunächst im Galvanoforming hergestellt und dann vergoldet. So eine Uhr kostet viele Tausend Schweizer Franken, da darf es keine Fehler geben. Im Galvanoforming haben wir u. a. die Ziffernblätter hergestellt, die wir dann tricolor, also dreifarbig, beschichtet, vergoldet oder rhodiniert haben. Wir haben auch viel Schmuck galvanisiert, denn die Blösch AG beherrscht viele Verfahren wie die Beschichtung von Nicht-Leitern und das Abdecken mit Lack für Mehrfarbigkeit.

Welche Bäder gibt es in einer Schmuckgalvanik?

Wir hatten elf verschiedene Goldbäder, von Roségold über Gelbgold bis zu hartem Gold und vielen weiteren Farbabstufungen. Nickel gibt es in der Schmuck­industrie wegen des Nickelausschlages nicht. Wir nutzen andere Zwischenschichten. Rhodium ist sehr beliebt, weil es im Gegensatz zu Silber nicht anläuft. Palladium haben wir nicht verarbeitet. Kamen Kunden und wollten ihre Ketten versilbern, haben wir zur Rhodinierung geraten. Wir haben aber auch einfarbigen Schmuck im niedrigen Preissegment beschichtet. Die Arbeit in der Schmuckgalvanik ist ähnlich wie in jeder anderen Galvanik, nur etwas kleiner.

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Nutzen Sie Trommeln und Gestelle?

Wir haben für die Schmuckgalvanisierung Gestelle eingesetzt. Sogar die Kronen von Uhren, mit denen man die Zeit einstellt, werden auf kleine Gestelle gesteckt und galvanisiert. In der Medizinal­technik haben wir aber auch Trommeln verwendet.

Was landete am häufigsten im Galvanisierungsbad?

Ringe und Ketten. Ohrringe etwas seltener. Bei den Ketten gilt, je feiner die Glieder, desto weniger Schicht verträgt die Kette, weil sie sonst steif wird.

Was ist das Außergewöhnlichste, das sie galvanisiert haben?

Die Tricolor-Ringe aus Rot- und Gelbgold sowie Rhodium. Die zu galvanisieren hat mir auch am meisten Spaß gemacht.

ZUR PERSON

Melanie Williner ist auf Umwegen zur Galvano­technik ge­kommen und hat sich sofort in den Job verliebt. Sie leitete 13 Jahre die Blösch-Galvanik in Gren­chen. Als Mutter mit weitem Arbeitsweg gab sie ihren Beruf schließlich schweren Herzens auf. Heute ist sie für die BASF Chemetall GmbH in Brugg tätig.

 



  • Ausgabe: März
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Robert Piterek
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