Sechs fragen an... Tobias Kleiber

Tobias Kleiber (rechts), Neuer Geschäftsführer bei der C. Jentner GmbH Metallveredlung - (Foto: C. Jentner)
  • Titelbild: Tobias Kleiber (rechts), Neuer Geschäftsführer bei der C. Jentner GmbH Metallveredlung - (Foto: C. Jentner)

Tobias Kleiber Neuer Geschäftsführer bei der C. Jentner GmbH Metallveredlung in Pforzheim.

»Für die digitale Galvanik spricht Qualität und Reproduzierbarkeit «

Herr Kleiber, Sie sind gelernter Oberflächenbeschichter und Techniker und bei C. Jentner neben dem geschäftsführenden Gesellschafter Chris Jentner jetzt für die digitalisierte Galvanik zuständig. Geht ein Lebenstraum in Erfüllung?

Ja, das kann ich sagen. Die Galvanikbranche ist nicht unbedingt für so große Investitionen bekannt, wie sie hier getätigt wurden. Auch Industrie 4.0 ist noch nicht weit verbreitet. Seit Chris Jentner mir das Unternehmen vorgestellt hat, bin ich sehr beeindruckt und begeistert davon, wie hier Industrie 4.0 mit der klassischen Galvanik verbunden wird.

Auf welche Branchen ist die Lohngalvanik aktuell spezialisiert?

Wir haben eine Trommel- und eine Gestellgalvanik und sind gerade dabei, eine Bandgalvanik in Betrieb zu nehmen. Die aktuellen Branchen sind Medizintechnik, Automotive, Maschinenbau. Gerade haben wir auch einen Kunden im Luxussegment hinzubekommen. Hier geht es um dekorative Galvanotechnik. Aktuell sind wir auch dabei, uns nach DIN 9100 für Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung zertifizieren zu lassen und haben hier die ersten Projekte gestartet.

Wohin geht es mit der hochmodernen Galvanik in Pforzheim?

Wir haben für uns den Markt der qualitativ hochwertigen Produkte identifiziert, da mit unserer Digitalisierung eine personenunabhängige Reproduzierbarkeit möglich ist. Wir sammeln Millionen Datensätze am Tag und können so unsere Gestelle digital live verfolgen, denn jedes wird durch einen sogenannten UWB-Tag markiert. So haben wir Einblick in Expositionszeiten, Temperatur sowie Ströme und Spannungen, denen das Gestell im Elektrolyten ausgesetzt ist. Daher wollen wir uns noch stärker in Richtung qualitativ hochwertiger Branchen entwickeln. Solche Kunden finden sich u. a. in der Luft- und Raumfahrt- sowie in der Verteidigungsindustrie.

Welche Beschichtungen sind aktuell möglich?

C. Jentner bietet eine Vielzahl an galvanischen Verfahren an. Wir veredeln Bauteile sowohl mit diversen Edelmetallen wie z. B. Silber, Gold, Platin, Palladium und Rhodium als auch mit unedlen Metallen wie z. B. Kupfer, Nickel, Zinn, aber auch Chemisch Nickel, Chromatieren und Eloxal. Die Bandgalvanik ist eine Nickel-Silber-Zinn-Anlage und wird u. a. Teile für die Elektronikindustrie beschichten.

Welche Vorteile bietet die neue Galvanik?

Wichtigstes Argument ist die Qualität und die personenunabhängige Reproduzierbarkeit. Bei herkömmlichen Galvaniken ist man immer auf den Faktor Mensch angewiesen. Wir natürlich auch – wir haben ausschließlich qualifizierte Fachkräfte, gelernte Oberflächenbeschichter und Galvanomeister, in der Produktion, aber durch die Digitalisierung können wir unsere Prozesse stetig verbessern, indem wir datenbasiert optimieren. Wenn Mitarbeiter A im Urlaub ist, kann Mitarbeiter B mit den Daten exakt das gleiche Veredelungsergebnis erreichen. Um den hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden, unterstützt uns die Digitalisierung sehr.

Sie sind Techniker. Die Ausbildung schwächelt. Warum braucht die Branche Techniker?

Der gelernte Oberflächenbeschichter kratzt in der Branche an der Oberfläche. Ein tieferes Verständnis u. a. über Verfahren und Elektrolyte bietet der Techniker in zwei Jahren Vollzeit, wie ich ihn in Schwäbisch Gmünd gemacht habe. Man bekommt Werkzeuge an die Hand wie Mitarbeiterführung, Ausbildung und kaufmännische Themen. Man erlangt die Fachhochschulreife, kann den Kaufmännischen Fachwirt machen. Das sind die Basics für eine Führungsposition. Der Techniker ist daher elementar wichtig für die Branche.

INFO

Tobias Kleiber

(rechts neben Chris Jentner) ist gelernter Oberflächenbeschichter und Galvano­techniker. Er hat u. a. für einen Galvanikanlagenbauer in der Tiefdruckformherstellung gearbeitet, wo er als Verfahrenstechniker Galvaniklinien in China, Indien, Taiwan und Jordanien in Betrieb nahm und technische Probleme löste. Vor seiner Tätigkeit als Geschäfts­führer bei C. Jentner arbeitete er als Vertriebsleiter bei einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrt, für das er erneut viel im Ausland, u. a. in Singapur und Shanghai, tätig war. Tobias Kleiber ist verheiratet und lebt in Ettlingen bei Karlsruhe.

  • Ausgabe: Mai
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Robert Piterek
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