»Unsere Erwartungen an die Messe haben sich erfüllt!« Christoph Matheis Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Oberflächentechnik e. V. (ZVO) Interview: Robert Piterek
240 Aussteller in diesem Jahr, ein Viertel davon am ZVO-Gemeinschaftsstand. Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf der Messe?
Ja, sind wir. Wir hatten hohe Erwartungen an die Messe. Die sind hinsichtlich der Besucher- und Gesprächsqualität, als auch der konkreten Projekte und Investitionsvorhaben sowohl von uns als auch von unseren Mitausstellern erfüllt worden. Wir konnte auch neue Mitglieder gewinnen.
Beim Presse-Rundgang sprachen Sie von der dramatischen Lage bei Personal und Beschäftigung, bitte skizzieren Sie die Lage?
Die Dramatik sehe ich in unserer Basisausbildung zum Oberflächenbeschichter und noch viel mehr dann in der Technikerausbildung. Die Ausbildungszahlen haben sich in den letzten zehn Jahren halbiert von etwa 900 auf jetzt knapp 450. Die Gründe sind vielfältig. Der Oberflächenbeschichter ist kein Modeberuf. Auch sind zahlreiche Ausbildungsbetriebe in der Zeit weggefallen. Die Arbeitsagentur tut sich schwer, den Beruf zu vermitteln. Gegenzusteuern ist schwierig, wir intensivieren aber seit langem die Öffentlichkeitsarbeit für den Ausbildungsberuf. Wir teilen viel auf den Social-Media-Kanälen des ZVO und haben im vergangenen Jahr die neue Internetseite glanzvolle-karriere.de veröffentlicht. Auch ein Werbevideo für den Oberflächenbeschichter haben wir erstellt. Aber letztlich ist die Gewinnung von Auszubildenden Basisarbeit jedes Unternehmens. Das heißt, ich muss mich als Unternehmen bekannt machen, Ausbildungsbörsen nutzen, potenzielle Schulen der Region ansprechen und den Beruf vorstellen. Besonders dramatisch steht es um die Ausbildung von Galvanotechnikern. Es gibt drei Standorte mit Vollzeitausbildung: Schwäbisch Gmünd, Solingen und Nürnberg. In Nürnberg gibt es seit Längerem keine Klasse mehr, in Solingen lernen in einer Klasse drei Schüler und Schwäbisch-Gmünd hat für das kommende Schuljahr nur mit Ach und Krach eine Klasse zusammenbekommen. Auch da sind die Gründe vielfältig. Es ist schon eine Durststrecke für die angehenden Techniker, zwei Jahre ohne Gehalt auszukommen. Das frühzeitige Ansparen für diese zwei Jahre scheint auch nicht mehr so beliebt oder möglich zu sein wie bei den Technilkerschülern früherer Generationen. Zudem bereitet den Technikerschülern das BAföG große Probleme. Die Anträge werden im September, Oktober gestellt. In aller Regel erfolgt die erste Auszahlung dann erst im Mai des Folgejahres. Dieser lange Zeitraum ist einfach nicht akzeptabel. Hier müssen wir über neue Wege nachdenken. Unternehmen, die potenzielle Galvanotechniker für die Zukunft suchen, könnten eigene Stipendien, eigene Werksstudienplätze für Techniker bereitstellen. Techniker könnten mit reduziertem Gehalt in Ruhe und mit der nötigen Sorgfalt ihre Ausbildung machen. 13 Techniker in der Ausbildung in Deutschland sind zu wenig. Beim Meister ist das etwas entspannter. Man muss aber klar sagen, dass das ein Verdienst der DGO mit den dortigen berufsbegleitenden Meisterkursen in zweieinhalb Jahren ist.
Könnte die Messe dazu dienen, die Lage zu verbessern?
Ich glaube, die Messe ist das falsche Forum für das Thema Ausbildung, zumindest im Bereich der Basisausbildung zum Oberflächenbeschichter. Dieses Jahr hat sich ja erstmals die TU Ilmenau mit ihrem Masterstudiengang auf der Messe vorgestellt. Es bleibt abzuwarten, ob die Präsenz für das Fachgebiet Elektrochemie und Galvanotechnik positive Auswirkungen zeigt. Aber machen wir uns nichts vor. Von unseren geplanten zehn Masterstudenten im Masterstudiengang Elektrochemie und Galvanotechnik sind wir weit entfernt. Die maximale Zahl war fünf. In aller Regel haben wir zwei bis drei neue Masterstudenten im Jahr.
Welchen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang die Automatisierungstechnologien?
Die Automatisierung schreitet rasant voran und wird durch KI beschleunigt. Es ist die Antwort auf fehlendes Personal und fehlende Fachkräfte und betrifft jede Branche.