Vier fragen an ... Dr. Philipp Reisert

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Co-CEO der Gold- und Silberscheideanstalt C. Hafner in Winsheim. Interview: Robert Piterek

»Die Inflation hat zu einem Boom bei Gold geführt«

Herr Dr. Reisert, der Goldpreis ist im Verlaufe dieses Jahres sprunghaft angestiegen. Das begehrte Edelmetall ist jetzt knapp 30 Prozent teurer als zum Jahreswechsel 2023/ 2024. Welchen Hintergrund hat der Preissprung?

Die Inflation der letzten anderthalb, zwei Jahre hat dafür gesorgt, dass jetzt noch einmal ein richtiger Boom bei der Nachfrage eingetreten ist.

In Ihrer Gold- und Silberscheideanstalt C. Hafner werden aus Altschmuck Barren und Unzen gegossen. Dabei wird zunächst der Schmuck eingeschmolzen, zu einem Barren gegossen und dann von der Schlacke befreit. Nach der Analyse werden diese Barren wieder eingeschmolzen. Durch Schütten der Schmelze in kaltes Wasser entstehen Goldflakes. Die kommen dann in das sogenannte Königswasser aus Salz- und Salpetersäure. Warum machen Sie das?

Königswasser ist zunächst etwas Wunderbares. Aqua Regia löst den König der Metalle, das Gold. Würden wir die Barren direkt in das Königswasser geben, würde es Tage dauern, bis sie sich auflösen. Wenn wir aber die Oberfläche erhöhen, indem wir Flakes hineingeben, löst sich die Legierung wesentlich schneller.

Das Endprodukt ist Goldsand, der ja unspektakulär aussieht, aber extrem konzentriertes Gold darstellt...

Ja, er sieht gar nicht aus wie Gold. Das liegt an der Oberflächenstruktur, weil Goldsand das Licht nicht reflektiert, sondern bricht. Aber in unserem Prozess haben wir schon 99,99 Prozent Gold. Das ist also Feingold, welches wir nur noch granulieren, also schmelzen müssen, um Feingoldbarren herstellen zu können.

Jetzt geht es wieder in den Ofen. In diesem Verfahren entstehen dann kleine Goldkügelchen, die sich beim Schmelzen zu Barren gleichmäßiger verteilen. Dann werden die Barren gegossen, gestrahlt und graviert. Fertig ist das beliebte Investitionsobjekt, das gerade in Deutschland beliebt ist. Hier lagern sechs Prozent der weltweiten Goldvorräte, nur in den USA sind es mehr. Warum ist das so?

Wenn man die letzten hundert Jahre der deutschen Geschichte betrachtet, dann haben die Familien und die Haushalte zwei Mal das komplette Vermögen verloren – durch Inflation, durch verlorene Kriege, durch Währungsreformen. Das setzt sich fest in der DNA. Deswegen haben die Menschen hier eine besonders große Affinität, ihr Vermögen in Gold abzusichern.

ZUR INFO

Dieses Interview geht auf die Sendung „Gold ist gefragter denn je“ vom 4. September 2024 im TV-Wissensmagazin Galileo auf ProSieben zurück. Weitere Information im TV-Beitrag: 2023 wurde ein Drittel aller Goldkäufe zur Währungsstabilisierung und Inflationsabwehr von Nationalbanken getätigt.

Ist Gold also die beste Investition mit Blick auf Ihre Anlageentscheidungen in 2025?

Gold bietet in Krisenzeiten einen sicheren Hafen. Privathaushalten wird von Experten davon abgeraten, ihr Vermögen komplett in Gold anzulegen, weil es andere Vermögenswerte – wie Aktien – gibt, die bessere Renditen erwirtschaften. Hierzulande war die Rendite bei Aktien 2023 fünf Mal höher als bei Gold. Allerdings sollten Sie bedenken: Gold ist beim Verkauf nach einem Jahr steuerfrei, auf Aktienverkäufe kommen pauschal 25 Prozent Abgeltungssteuer.

 

 

Dr. Philipp Reisert

ist Co-CEO der Gold- und Silberscheideanstalt C. Hafner mit Sitz in Winsheim, die sich neben dem Recycling von Edelmetallen auf Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Edelmetalltechnologie spezialisiert hat.

 

  • Ausgabe: Dezember
  • Jahr: 2024
  • Autoren: Robert Piterek
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