Auf dem Weg zur Klimaneutralität in der Galvanotechnik

Insbesondere in energieintensiven Branchen wie der Galvanotechnik ist es entscheidend, Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Nutzung erneuerbarer Energien zu ergreifen. Die Branche leidet unter anhaltend hohen Energiepreisen und muss ihre Anstrengungen auf dem Weg zur Klimaneutralität deutlich intensivieren. Allerdings bleiben die Reduktionsmöglichkeiten in deutschen Galvanikbetrieben häufig immer noch ungenutzt oder könnten in deutlich höherem Umfang ausgeschöpft werden – Einsparungen von 10 bis 20 % sind schnell möglich. Oft fehlt es jedoch an der Kapazität, um entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Oder es mangelt am Wissen darüber, welche Maßnahmen welchen Effekt haben. Zudem werden Energieverbräuche oft nicht auf Prozessebene erfasst, sodass Effizienzmaßnahmen nicht zielgerichtet abgeleitet werden können.

Verena Lampret vom Fraunhofer IPA zeigt im Seminar „Wege zur Klimaneutralität in der Galvanotechnik“ eine Technologie-Roadmap auf dem Weg zur Klimaneutralität (Foto: Fraunhofer IPA)

Die Branche benötigt praxisorientierte Ansätze, Best Practice aus der Industrie sowie Fördermöglichkeiten, um kleinen Betrieben mit begrenztem Personal konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Expertinnen und Experten aus diesen drei Be­reichen kamen am 13. Juni 2023 am Fraunhofer IPA zum Seminar „Wege zur Klima­neutralität in der Galvanotechnik“ zusammen, um ihre Erfahrungen weiterzugeben. Die Teilnehmenden – 36 Fach- und Führungskräfte aus Lohnbeschichtungen und Inhouse-Galvaniken – zeigten vor allem Interesse an Effizienztechnologien, erneuerbaren Energien und Digitalisierungsmaßnahmen.

Die drei wichtigsten Schritte

Diese drei Themenfelder sind laut den Referenten auch die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Einführung eines intelligenten Energiemanagementsystems bildet die Voraussetzung, um den Energieverbrauch genau zu ermitteln, Einsparpotenziale zu identifizieren, die Energieeffizienz zu steigern und die Kosten zu senken, wie Vertreter der B+T GmbH im Seminar zeigten. So konnte die Moosbach & Kanne GmbH, ein Lohnbeschichter aus Solingen, ihren CO₂-Ausstoß durch die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen wie beispielsweise einer Abluftwärmerückgewinnung, der Installation einer Photovolaik-Anlage sowie eines Blockheizkraftwerks um 45 % senken. Und die Rieger Metallveredlung GmbH & Co. KG, ein Lohnbeschichter aus Steinheim am Albuch bei Heidenheim, hat mit Photovoltaik und dem Einsatz von effizienten Komponenten und Anlagen bereits den Weg zu einem klimapositiven Unternehmen beschritten. Auf das hohe Einsparpotenzial bei Abluft und Druckluft wiesen Vertreter der Airtec Mueku GmbH und der WRS Energie GmbH auf dem Seminar hin, laut denen sich Effizienzmaßnahmen bereits nach kurzer Zeit amortisieren können.

Die Integration von Energiesystemen erfordert eine sorgfältige Planung und Anpassung der Infrastruktur, um die Anforderungen des Galvanikprozesses zu erfüllen

Orientierungsworkshop beim Fraunhofer IPA

Die Integration dieser Energiesysteme erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Anpassung der Infrastruktur, um die Anforderungen des Galvanikprozesses zu erfüllen. Um den ersten Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen, kann ein Orientierungsworkshop am Fraunhofer IPA durchgeführt werden. Ein Team des Instituts identifiziert dabei gemeinsam mit dem Unternehmen die passenden Maßnahmen und priorisiert sie. Darüber hinaus steht die Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer IPA als Ansprechpartner zur Verfügung.