DGO-BG Sachsen - Besuch im Institut für Korrosionsschutz Dresden GmbH

BG Sachsen-Mitglied Christian Thierfelder im Gespräch mit Dr. Daniel Witt und Dr. Jörg Gehrke vom Institut für Korrosionsschutz Dresden (v.l.n.r.) - (Foto: BG Sachsen)
  • Titelbild: BG Sachsen-Mitglied Christian Thierfelder im Gespräch mit Dr. Daniel Witt und Dr. Jörg Gehrke vom Institut für Korrosionsschutz Dresden (v.l.n.r.) - (Foto: BG Sachsen)

Der Besuch der Institut für Korrosionsschutz Dresden GmbH (IKS) durch die BG Sachsen war schon lange geplant und musste erst wegen Corona und später wegen Terminproblemen immer wieder verschoben werden. Aber am 14. November 2024 konnte die Veranstaltung in Dresden nun realisiert werden. Die IKS wurde im Jahre 1991 gegründet. Sie ging aus der ehemaligen Zentralstelle für Korrosionsschutz hervor, die der damalige Rektor der Technischen Universität Dresden, Professor Kurt Schwabe, am 1. April 1965 gründete. Ihre Ziele waren die Intensivierung der Korrosionsforschung, der Aufbau einer Datensammlung sowie die unmittelbare Überführung der Forschungsergebnisse in die Praxis. Die IKS verfolgt heute noch die gleichen Ziele wie die ZKS, jedoch unter Berücksichtigung der aktuellen Aufgabenstellungen. Die Forschung auf dem Gebiet der Korrosion und des Korrosionsschutzes vor allem metallischer Werkstoffe bildet seit Jahrzehnten die Kernkompetenz des Instituts. Bearbeitet werden dabei zum einen Vorhaben von grundlegendem Interesse, zum anderen individuelle Probleme einzelner Industriezweige oder Unternehmen. Die IKS betreibt industrienahe Forschung, Entwicklung und Technologietransfer auf dem Fachgebiet Korrosion, Korrosionsschutz und Korrosionsanalytik.

Seit 1994 ist die IKS eine 100%ige Tochter der Technischen Akademie Wuppertal (TAW) und seit 1998 An-Institut der TU Bergakademie Freiberg. Aktuell beschäftigt die IKS 43 Mitarbeiter.

Dr. Jörg Gehrke, Prokurist und Abteilungsleiter der Fachabteilung Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik, begrüßte die Teilnehmer und stellte der BG Sachsen die Themenschwerpunkte und Herausforderungen einer nicht grundfinanzierten Industrieforschungseinrichtung dar. Mit dem akkredierten Prüflabor für Korrosionsschutz und Korrosionsanalytik, der Prüfstelle nach ZTV-KOR-Stahlbauten sowie den Aufgaben zur Beschichtungsprüfung, Qualitätssicherung, Schadensfallaufklärung und Weiterbildung erwirtschaftet die IKS die Basis für die eigenen und geförderten Forschungsaktivitäten im Haus.

Die IKS verfügt über vier Fachabteilungen:

  • Werkstoffe und Elektrochemie (u. a. Werkstoffverhalten, elektrochemische Korrosionsuntersuchungen)
  • Beschichtungen (korrosive Belastungen, Duplexsysteme und weitere)
  • Überzüge und Analytik (u. a. Zinküberzüge, instrumentelle und nasschemische Analytik)
  • Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik
  • Gehrke informierte zu den aktuellen Schwerpunkten, mit denen sich seine Fachabteilung Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik beschäftigt. Das sind insbesondere folgende Themen:
  • Nasschemische Oberflächenvorbehandlungssysteme und -verfahren
  • Entwicklung neuer Strahlverfahren
  • Prüfung von Strahlmitteln
  • Elektrotauchlackierung (ETL) und Pulverbeschichtung
  • Entwicklung von Korrosionsschutzkonzepten beim Einsatz unterschiedlicher Werkstoffe
  • Kombinierte mechanisch-mediale Belastungen
  • Galvanische Metallabscheidung
  • Qualitätssichernde Bauüberwachung
  • Anfertigen von Technischen Stellungnahmen (z. B. Korrosionsschutzanforderungen / Korrosivitäten), Gutachten und Untersuchungsberichten.

Danach berichtete Dr. Daniel Wett, der seit 2017 als Projektleiter am IKS tätig ist, über die Forschungen zum Thema Hartchromersatz. Im Rahmen eines M-ERA.NET Verbundprojektes NiWRe-Alloys (Electroplating NiW and NiRe Alloys as functional alternative coatings) beschäftigt sich die IKS mit Ni-W-Legierungsschichten, mit denen eine vergleichbare Härte zu Hartchromschichten erreichbar ist. Wett berichtete über die Strategien für Hartchromschichten mit hohem Korrosionsschutz, wie zum Beispiel die Unterbrechung der Rissstrukturen durch Doppel- und Dreifachbeschichtungen mit Schichtdicken weit oberhalb von 30 µm oder die Kombination mit nicht porösen Heißchromunterschichten (Duplex). Als Referenz diente das Korrosionsverhalten 30 µm dicker Hartchromschichten von unterschiedlichen, am Markt verfügbaren technischen Elektrolyten. Diese wurden mittels Querschnittsanalyse untersucht, die Mikrohärte (ca. 970 HV) bestimmt und unter typischen NSS-Bedingungen mit 72 h und 432 h ausgelagert.

Wett zeigte mit einem Blick in die Literatur den auszunutzenden Härtemechanismus der Ni-W-Legierungsschichten. Oberhalb von 13 Gew.-% Wolfram gibt es einen Wolframüberschuss, der zur Kornverkleinerung beiträgt. Die Kristallgröße kann in den Bereich von 10 nm und kleiner bewegt werden. Mit diesen Kristallgrößen können Mikrohärten von 1000 HV erreicht werden, die zudem bis 600 °C temperaturstabil sind. Zum Einsatz kommen saure und alkalische Elektrolyte, basierend auf Ni-W-Citrat-Komplexen. Die IKS konzentriert sich auf alkalische Systeme und beschichtet in der Laborgalvanik unter prozessnahen Bedingungen.

Die erzielten Ergebnisse sehen vielsprechend für eine mögliche Ersatzlösung für Hartchromschichten aus. Die IKS wird die Untersuchungen weiterführen und die Ergebnisse auf entsprechenden Veranstaltungen der DGO/ZVO präsentieren. Die dargestellten Ergebnisse wurden von den Teilnehmern intensiv diskutiert und als Ansatzpunkt für weitergehende Untersuchungen bestätigt. Im anschließenden Institutsrundgang konnten sich die Teilnehmer von dem guten Ausrüstungszustand und modernster Analysentechnik überzeugen.

Die Bezirksgruppe Sachsen dankt Dr. Gehrke und Dr. Witt für die sehr interessanten Einblicke in die Aktivitäten der IKS und die angeregte Diskussion mit dem Auditorium.

 

 

 



  • Ausgabe: Februar
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Marion Regal, Mathias Weiser
Image

Eugen G. Leuze Verlag GmbH & Co. KG
Karlstraße 4
88348 Bad Saulgau

Tel.: 07581 4801-0
Fax: 07581 4801-10
E-Mail: info@leuze-verlag.de

 

Melden Sie sich jetzt an unserem Newsletter an: