Nachwuchs: Wider den Fachkräftemangel!

Nachwuchs ist Zukunft - ein ruck muss durchs Land gehen
  • Titelbild: Nachwuchs ist Zukunft - ein ruck muss durchs Land gehen

Die Nachwuchsproblematik in der Branche spitzt sich immer weiter zu. Wie ist die Lage, was wird getan und was muss noch folgen? Eine Analyse.

Die Branche der Galvano- und Oberflächentechnik kämpft nun seit vielen Jahren verstärkt gegen den Nachwuchsmangel, doch die schlechten Nachrichten häufen sich: Galvaniken finden häufig keine Nachfolger, die einschlägigen Berufsschulen in den Galvano-Hotspots Solingen, Schwäbisch Gmünd und Nürnberg klagen über geringe Aus-zubildendenzahlen, die Ausbildungsbewerbungen in den mutmaßlich noch rund 1500 Galvanik- und Eloxalbetrieben mit ihren rund 50 bis 70 Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehen weiter zurück ebenso wie die Studierendenzahlen an Hochschulen und Universitäten, etwa an der HS Aalen und der TU Ilmenau.

Von 2023 auf 2024 ging die Ausbildungsquote bei Oberflächenbeschichtern um weitere 11 Prozent zurück

Kurz, die Demografie-Abwärtsspirale hat die Branche – ebenso wie die meisten Industrie- und Wirtschaftsbereiche in Deutschland – unausweichlich im Griff. Wird die gesamte Wirtschaft betrachtet, entsprach die Nachfrage von jungen Auszubildenden letztmals 2017 dem Angebot an Ausbildungsstellen in Deutschland. Die Zahlen des statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2023 wiesen bereits 87.874 unbesetzte Ausbildungsstellen auf. 519.399 Stellen standen 431.552 neue Ausbildungsverträge gegenüber. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch an Hochschulen und Universitäten bei den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik): Die Zahl der Studierenden fiel hier in den vergangenen zehn Jahren um 5 Prozent auf 308.000 (2023).

Prognosen sind bescheiden

Und die Aussichten, dass sich der Trend dreht, sind eher bescheiden: Generell wird die Zahl der Erwerbstätigen auch bei hoher Nettozuwanderung in den kommenden 15 Jahren leicht abnehmen – um etwa 1,6 Mio. Personen in Deutschland. Wandern wenige Menschen aus dem Ausland ein, könnte die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um fast fünf Mio. Personen sinken. Wir reden also beim Fachkräftemangel von einem gesamtgesellschaftlichen Problem, das nur mit Hilfe verschiedener Hebel, wie etwa der Zuwanderung, Digitalisierung und Automatisierung sowie geschickter Rekrutierung abgefedert werden kann, damit u. a. die deutsche mittelständische Industrie ihre starke weltweite Stellung nicht vollends verliert. 2024 wurden in der Galvano- und Oberflächentechnik nur noch 387 neue Verträge für eine Ausbildung zum Oberflächenbeschichter und 633 für eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik abgeschlossen. Die Zahlen sind seit 2018 stark rückläufig. Von 2023 auf 2024 ging die Ausbildungsquote bei Oberflächenbeschichtern um weitere 11 Prozent zurück, bei den Verfahrensmechanikern für Beschichtungstechnik um drei Prozent.

Schwierige Nachfolgersuche bei Galvaniken

Der Führungsnachwuchs ist ein besonders wichtiges Scharnier im Gefüge der Galvanobranche, weil sie stark mittelständisch geprägt ist: Kommt eine Einigung mit einem neuen Eigentümer nicht zustande oder findet sich niemand, der übernimmt, machen Galvaniken oder Elo­xalbetriebe zu, die Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit, die Branche schrumpft. Die Aufträge werden dann häufig von benachbarten Galvaniken übernommen. So etwa bei Michael Kriebel, Geschäftsführer von Kriebel Metallveredelung in Kirschfurt, der aktuell ebenfalls einen Nachfolger für seine Galvanik sucht. Das Unternehmen des 58-Jährigen verchromt u. a. Schwenkbügel für Supermärkte oder Zinkdruckguss-Serienteile. 2021 bekam Kriebel Corona mit schwerem Verlauf. Bis heute hat er deshalb gesundheitliche Probleme. Sein Geschäft leidet zugleich am Nachfragerückgang, verursacht durch die wirtschaftlich schwierigen letzten Jahre. Zwar übernimmt er nun die Aufträge eines Mitbewerbers, hohe Stromkosten und hoher bürokratischer Aufwand verhageln ihm jedoch den Spaß, das Geschäft weiter zu führen, obwohl es flexibel aufgestellt ist und in Kirschfurt sowohl Aluminium, Stahl, Edelstahl, Messing als auch Zinkdruckguss verchromt wird. Die Anforderungen an die Selbstständigkeit schätzt er heute höher ein als früher – und hofft weiter auf einen resilienten Nachfolger mit technischen Fachkenntnissen.

Besser getroffen hat es da Andreas Hoppe von Hoppe Metallveredelung in Schenefeld bei Hamburg. Er hat nun einen 42-jährigen Galvanomeister als Nachfolger für seinen Elo­xalbetrieb gefunden. Doch auch er klagt über hohe Lohn-, Strom- und Materialkosten sowie Fachkräftemangel und darüber hinaus über die vielen Arbeitsstunden, die Leiter von Branchenbetrieben heutzutage investieren müssen, um ein geringeres privates Auskommen zu erarbeiten als früher. Seine Kinder, die im Betrieb tätig sind, konnte er angesichts dieser Bedingungen nicht mehr begeistern, ihm als Leiter der Galvanik nachzufolgen.

Prof. Andreas Bund, Galvanotechnik und Elektrochemie, TU Ilmenau

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» Ein Ruck muss durch Deutschland gehen! «

Nicht weitergehen wird es mit Michael Heerings Ingenieurbüro, das technische Beratung für Instandhaltungsmaterial bietet und in der Vergangenheit für seine Expertise rund um Baderwärmungen, Sonderteile und Verbrauchsmaterialien wie Filter und Filterpapier bekannt war. Seine Kinder haben kein Interesse an der Galvanotechnik und auch ein externer Nachfolger fand sich nicht. Nun macht Heering das Büro zu.

Drei Unternehmen, die den Zustand in einem Ausschnitt der Branche widerspiegeln. Die Stimmung ist mäßig, die Wettbewerbs- und Rahmenbedingungen sind hart, die Demografie schlägt erbarmungslos zu. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich frühzeitig auf eine Nachfolge vorbereiten möchten, können sich auf den jährlichen Oberflächentagen der Branche im Unternehmerforum informieren.

Studieninteresse schwächelt

„Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen“, fordert Andreas Bund, Professor im Fachgebiet Elektrochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau, und zitiert damit den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der diese Formulierung in einer Rede 1997 wählte. Ähnlich wie das Unternehmertum vielen heute zu anstrengend ist, werde auch ein anstrengendes technisches Studium gemieden, konstatiert er. Das müsse sich ändern, die MINT-Fächer in der Industrienation Deutschland wieder mehr in den Fokus genommen werden. Starteten ursprünglich noch rund zehn neue Studierende in seinem Studienfach pro Semester, liegt die Zahl heute deutlich darunter. In Elektrotechnik und Materialwissenschaften sehe es genauso aus, weiß er zu berichten. Er sieht den gesellschaftlichen Diskurs als bedeutende Ursache. Das Interesse habe sich von Chemie und Technik hin zu Fächern wie Medien und Marketing verschoben. Am Engagement der Branche fehlt es ihm zufolge nicht: Die Studierenden haben nach dem Studium quasi eine Beschäftigungsgarantie, dürfen während des Studiums kostenfrei an Branchentagungen teilnehmen und haben auch gute Chancen, ein Stipendium zu erhalten.

Doch auch die Unterstützung der Bundesländer für technische Fächer, darunter die Oberflächentechnik, bröckelt und verschärft die Nachwuchssituation in der Branche, wie ein Beispiel von der Hochschule Aalen zeigt. Dort werden Finanzmittel, die zum Teil selbst eingeworben wurden, für andere Hochschulstandorte umgewidmet, weil die Studienzahlen rückläufig sind. „Insgesamt verlieren wir als Hochschule, weil wir zu stark technisch geprägt sind“, sagt Prof. Timo Sörgel, der den Studiengang „Materialien für Nachhaltigkeit“ an der Hochschule Aalen leitet. Das Lehrklima war dort mit kleinen Studiengruppen bisher sehr gut. Nun sind Stellen bedroht und Prof. Sörgel bangt darum, dass der Studienbereich eines Tages geschlossen werden könnte – dann mit voraussichtlich irreversiblen Folgen für Lehre und Forschung in der Region.

Ulrich Ludwig, Galvanotechnik-Lehrer an der Semper Schule in Nürnberg

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» Mittelständische Unternehmer beklagen geringes Engagement der Auszubildenden «

Dass es sich weiter lohnt, in Deutschland in die Köpfe des technischen Nachwuchses zu investieren, zeigen Beispiele aus anderen Bereichen: Isar Aerospace, das von einer Studierendengruppe der TU München gegründet wurde und europäische Satelliten ins All schießen will, hat gerade eine bedeutende Finanzierung erhalten. Unterstützt werden auch vier deutsche Start-ups mit enger Verbindung zur deutschen Hochschullandschaft, die die Kernfusion realisieren wollen. Hier hat die Politik sogar das Ziel formuliert, der erste Fusionsreaktor müsse in Deutschland stehen. Und auch beim Quantencomputer ist Deutschland ein wichtiger Standort für die Forschung und Entwicklung, in den durchaus beachtliche Summen investiert werden. Es geht eben doch – wenn man nur will! Und die deutsche Galvano- und Oberflächentechnik ist bei Zukunftstechnologien wie Elektrolyseuren, der Batterietechnik und vielem mehr ein unentbehrlicher Fertigungs- und Forschungsbereich, der im Zuge der Fokussierung auf einige wenige Technologien nicht unter die Räder kommen sollte.

Ausbildung: Lustlosigkeit im Mittelstand

Doch die Bedeutung der Branche hat sich in der Gesellschaft noch nicht hinreichend verbreitet: „Es ist immer noch zu wenig bekannt, welch wichtige Funktion die Oberflächentechnik gerade in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der heutigen Zeit spielt und welches Innovationspotenzial sich hier verbirgt“, bestätigte Katja Hibschenberger, Head of Global Human Resources der SurTec Deutschland GmbH, die Beobachtung erst kürzlich in einem Interview mit der Zeitschrift Metall­oberfläche.

„Es ist immer noch zu wenig bekannt, welch wichtige Funktion die Oberflächentechnik gerade in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der heutigen Zeit spielt..."

Am fehlenden Bekanntheitsgrad der Oberflächentechnik, gerade bei Zukunftstechnologien, leiden besonders auch die Berufsschulen, die den Nachwuchsmangel in den Galvaniken hautnah mitbekommen. Schwäbisch Gmünd (mehr hierzu u. a. in Galvanotechnik 5/2025, S. 602 ff.) und Solingen schwächeln, ebenso die Semper Schule in Nürnberg, an der Ulrich Ludwig Galvanotechnik unterrichtet. Bevor er in den Lehrbetrieb wechselte, arbeitete er zunächst als Chemisch-technischer Assistent (CTA), wechselte dann aber schnell in die Industrie und lernte dabei die Galvanotechnik kennen, der er treu blieb. Seiner Erfahrung nach sind Galvaniken in der Regel heute modern und sauber und nehmen etwa das Thema Arbeitsschutz sehr ernst. Er registriert bei Mittelständlern eine zunehmende Lustlosigkeit, überhaupt auszubilden.

Dr. Elke Moosbach, Geschäftsführerin Moosbach & Kanne, Solingen

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» Mit dem Vorurteil, dass Frauen in technischen Bereichen und Führungspositionen weniger kompetent seien, müssen wir aufräumen! «

Ursache den Unternehmern zufolge: das schlechte Engagement der Auszubildenden. Er selbst erlebt bei seinen Schülerinnen und Schülern die ganze Bandbreite des Motivationsspektrums: vom Einserschüler bis zum Schüler, der den Kopf demonstrativ aufs Pult vor ihm legt. Aktuell besteht der Einstiegsjahrgang nur noch aus 20 Schülerinnen und Schülern, der mittlere aus 28, die aus zwei Klassen zusammengeführt wurden, und der Abschlussjahrgang aus 22 angehenden Oberflächenbeschichterinnen und -beschichtern, zu denen allerdings neun Quereinsteiger gehören, die eine Art Crashkurs erhalten. Lichtblick: Inzwischen sind auch einige Mädchen in die Klassen gekommen, die in der Regel sehr engagiert sind.

Weibliche Fach- und Führungskräfte als Lösungansatz?

Apropos Mädchen und Frauen: Könnten die Branchenunternehmen nicht auch mehr auf weibliche Fach- und Führungskräfte zurückgreifen und so die Lücken in der Belegschaft schließen? Das kann die Leiterin des ZVO-Frauennetzwerks Female (Sur)Faces Dr. Elke Moosbach grundsätzlich durchaus unterschreiben. Nur: Der Wille allein versetzt hier keine Berge, man betrachte nur das mäßige Interesse an Oberflächenveredlern beim bundesweiten Girls Day. Zwar meldete die Zeitschrift Galvanotechnik kürzlich, dass IMO Oberflächentechnik vier junge Frauen beim Girls Day begrüßen konnte, viele andere Oberflächenveredler wie auch Moosbachs Unternehmen Moosbach & Kanne in Solingen gingen jedoch leer aus. Wenn es um Führungspositionen geht, sieht Dr. Moosbach die Ursache der niedrigen Frauenanteile in Führungsetagen vor allem in gesellschaftlichen Vorurteilen. Etwa dem, dass Frauen in technischen Bereichen und Führungspositionen weniger kompetent seien. Ihr Appell: „Mit diesem Vorurteil müssen wir dringend aufräumen!“ In Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen herrschten Kompetenz, Mitarbeiterzufriedenheit und Ideenreichtum. „Das sind Kompetenzen, die Frauen mitbringen“, betont sie.

Christoph Matheis, Hauptgeschäftsführer des ZVO

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» Gefragt sind moderne und nachhaltige Personalkonzepte. «

Hört man Dr. Moosbach zu, begreift man, dass erst alte gesellschaftliche Strukturen aufgebrochen werden müssen, bevor hier ein Wandel einsetzt. So finden sich Frauen in der Branche besonders dort, wo es berufliche Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit gibt. Und auch die Bedenken von Unternehmern, dass Führungspositionen mit der Mutterschaft nicht zu vereinen sind, müssten erst abgelegt werden, etwa mit einer Art Jobsharing in Führungspositionen am besten mit zwei Frauen, weil „Männer nicht gern zurückstecken, wenn sie ihr Karriereziel erreicht haben“. Einen ersten Lichtblick sieht Dr. Moosbach, die auch im Vorstand des Zentralverbands Oberflächentechnik e. V. (ZVO) aktiv ist, immerhin in der sogenannten ZVO-Azubi-Challenge, die jedes Jahr stattfindet. Im Rahmen des Wettbewerbs drehen Auszubildende 90-sekündige Videos, in denen sie aufzeichnen, was sie an ihrem Job lieben. Hier nahmen zuletzt 13 Auszubildende teil, darunter zwei Frauen – und eine davon hat die Challenge gewonnen.

ZUR INFO

Nachwuchsinitiativen des ZVO

  • Social-Media-Aktivitäten (Instagram, LinkedIn, Xing), um das Berufsbild des Oberflächenbeschichters und Verfahrensmechanikers für Beschichtungstechnik attraktiver zu machen, inkl. Videowettbewerb #AzubiChallenge auf Instagram (initiative von ZVO 2.0), Posting-Pool zur Ausschreibung von Ausbildungsplätzen etc.
  • Karriereseite glanzvolle-karriere.de inkl. Liste mit potenziellen Ausbildungsbetrieben sowie Liste mit bezahlten Praktikumsplätzen für Studierende der Galvano- und Oberflächentechnik bzw. Unternehmen, die bei Studien- und Abschlussarbeiten unterstützen
  • Teilnahme an der Initiative zur Berufsorientierung „Damit du Bescheid weißt“ des Mehr Zeit für Kinder e.V. Gemeinsam entwickelte Unterrichtsmaterialien zum Ausbildungsberuf Oberflächenbeschichter (m/w/d) werden an weiterführende Schulen versendet.
  • ZVO-Masterstipendium: Seit 2018 jährlich bis zu drei Stipendien für einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Elektrochemie und Galvanotechnik. Der ZVO hat die Stiftungsprofessur mitinitiiert.
  • Projekte der Female (Sur)Faces für mehr weibliche Nachwuchskräfte, z. B. Rolemodel-Kampagne, Unterstützung der Betriebe bei Teilnahme am Girls' Day, Mentoring-Programm etc.
  • Seminare, Workshops, Kongresse, Veranstaltungen zur Weiterbildung (ZVO-Grundlagenseminar, Oberflächentage etc.)
  • Aktionen der Deutschen Gesellschaft für Galvano – und Oberflächentechnik (DGO) wie Fach- und Meisterlehrgänge und Ehrung jahrgangsbester Absolventen zum Oberflächenbeschichter

ZVO: Strauß an Nachwuchsinitiativen

Die Azubi-Challenge ist nicht die einzige Maßnahme des ZVO. Der Verband bietet einen ganzen Strauß an Nachwuchsinitiativen an, die über den Beruf informieren und ihn attraktiver machen sollen. Einen Überblick darüber bietet folgender Informationskasten.

Der ZVO beschäftigt sich angesichts der Fachkräfteengpässe schon länger mit der Problematik. Wegen der wirtschaftlichen Situation würden aktuell leider eher Fach­kräfte entlassen als gesucht, heißt es. Die Nachwuchs-schwierigkeiten geraten so vorerst aus dem Blick, dürften aber zu einem anderen Zeitpunkt umso drängender werden. Der Verband wird aktiv bleiben, ist sich aber bewusst, dass die klassischen Methoden der Fachkräftegewinnung immer wirkungsloser und moderne und nachhaltige Personalkonzepte immer gefragt sind.

Erich Arnet, Geschäftsführer des Z.O.G. Schwäbisch Gmünd

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» Früher war Wissen eine Holschuld, heute ist es eine Bringschuld. «

Wie häufig zu hören ist, wird der Beruf des Oberflächenbeschichters in den Arbeitsämtern alles andere als aktiv beworben und wenn ja, dann mit veralteten Berufsprofilen. Der ZVO setzt hier auf gemeinsame Bemühungen der Branchenunternehmen mit kontinuierlichen Ansprachen bei ihren Arbeitsämtern etwa mit Einladungen von Berufsberatern in den eigenen Betrieb, um den real angebotenen Beruf kennenzulernen. Noch wichtiger ist aber frühe und auch offensive Werbung an Schulen und Universitäten, um den Nachwuchs wieder für MINT-Berufe zu begeistern.

An der Basis gegensteuern!

Hier liegt wohl auch der Schlüssel für die Lösung des Fachkräfteproblems. Irgendwo auf dem Weg in die Zukunft muss die Begeisterung darüber verloren gegangen sein, wie die Welt funktioniert. Wir alle benutzen Smartphones, kleine Computer, die Internet, Kommunikation, Spiel und Unterhaltung in einem kleinen Gerät bündeln. Die Begeisterung für diese Allzweckgeräte ist riesig. Doch wer, bis auf ein paar Technik-Nerds, weiß noch genau, wie sie funktionieren? Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden die Zahl der wirklichen Experten noch weiter verkleinern und an den Schulen sinkt das Interesse an den Naturwissenschaften und an Mathematik. Recht beliebt ist immerhin die Informatik. Um das Ruder herumzureißen, muss quasi an der Basis gegengesteuert werden. Mit Lehrern, die pädagogisch in der Lage sein müssen, die Jugend für Technik und die Kräfte der Natur zu begeistern.

Irgendwo auf dem Weg in die Zukunft muss die Begeisterung darüber verloren gegangen sein, wie die Welt funktioniert

Erich Arnet, Geschäftsführer des Zentrums für Oberflächentechnik Gmünd (Z. O. G.), ist jemand, dem das Thema schon lange am Herzen liegt und der sich im soeben angetretenen Ruhestand weiter für die Aus- und Weiterbildung in der Branche engagieren wird. Im Rahmen seines Engagements am Z.O.G. hat er vor Kurzem auch das Projekt Z.O.G. Plus mit dem Ziel gestartet, Nachwuchskräfte zu finden und zu motivieren. Auch an einer Waldorfschule hat er schon Chemie unterrichtet und dort auch für Galvanotechnik und Elektrochemie geworben. Der bekannte Galvanotechniker wird sein Engagement für die Branche fortsetzen. Schlussendlich müssen aber die Schulen ihre Hausaufgaben bei MINT machen – die PISA-Studien haben deutlich gemacht, dass es zum Handeln jetzt höchste Zeit ist. Der berühmte Ruck durchs Land duldet keinen Aufschub mehr!

  • Ausgabe: Juli
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Robert Piterek
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