Als der Schwede Svante Arrhenius am Ende des 19. Jahrhunderts einen wissenschaftlichen Blick auf die Atmosphäre warf und ihm auffiel, dass dort das Kohlendioxid über den Treibhauseffekt zu einer Erhöhung der Erdtemperatur führte, erfreute ihn dieser Zusammenhang. Arrhenius meinte, seinen Planeten auf einem guten Weg zu sehen, der das Kommen einer Eiszeit verhindern und dafür sorgen würde, dass die Europäer in ihren Landen bleiben könnten, statt zu einer Flucht – Migration – nach Afrika aufbrechen zu müssen.
»Früher sorgte man sich vor dem Kältetod des Planeten«
In den 1930er-Jahren veröffentlichte der Pionier der Klimaforschung, der Kraftwerksingenieur Guy Callendar, seine Einsichten über „The Artificial Production of Carbon Dioxide and its Influence on Temperature“, in denen er zeigte, dass mehr CO2 zu einer wärmeren Erde führte, was der Forscher positiv bewertete, weil so „die Rückkehr der tödlichen Gletscher“ verzögert – wenn nicht verhindert – würde. So ändert sich der Blick auf die Dinge, wobei man heute vergessen zu haben scheint, dass in meiner Schulzeit – gemeint sind die 1950er-Jahre – im Erdkundeunterricht viel vor kommenden Eiszeiten, aber nie vor einer zu warmen Erde gewarnt wurde. Der Geographielehrer fand Unterstützung durch den Physiklehrer, der von den Vorstellungen seiner Wissenschaft zu berichten wusste, die im 19. Jahrhundert aufgrund thermodynamischer Gesetze meinte, einen Kältetod des Planeten vorhersagen zu können, was durch schauerliche Bilder in den Schulbüchern illustriert wurde. Man schaute auf frierende Menschen mit zerrissenen Kleidern, die in eisiger Umgebung vergebens auf Rettung warteten. Wenn damals jemand vom Gegenteil gesprochen und statt einer Eiszeit eine Heißzeit angekündigt hätte, wäre das Publikum in Lachen ausgebrochen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wuchs die Sorge vor einem menschengemachten Klimawandel so stark, dass die Politik reagieren musste. Sie tat dies erstmals 1992 auf dem berühmten Erdgipfel von Rio des Janeiro, der versuchte, einen „Marshallplan“ für Entwicklungsländer aufzustellen. Es ging konkret darum, eine „Klimarahmenkonvention“ auf die Beine zu stellen, wie die Vereinten Nationen das Vorhaben nannten, und tatsächlich gelang es, 193 Ländern zum Unterschreiben des Papiers zu bewegen. Die Tagesschau vom 11.6.1992 berichtete von einer schwachen Konvention – einer Enttäuschung. War sie das wirklich und nicht viel eher ihr Gegenteil? Die Vereinten Nationen sprechen heute vom eigentlichen Durchbruch des politischen Umgangs mit der Klimathematik. Ob das schon jemand bemerkt hat?