Schutz vor unsichtbaren Gefahren

Elektrische Anlagen gelten als relativ wartungsarm, stellen jedoch andererseits auch mögliche Brandherde (Kurzschlüsse, Kabelbrüche) dar (Foto: Armin/stock.adobe.com)
  • Titelbild: Elektrische Anlagen gelten als relativ wartungsarm, stellen jedoch andererseits auch mögliche Brandherde (Kurzschlüsse, Kabelbrüche) dar (Foto: Armin/stock.adobe.com)

Instandhaltungsarbeiten in der Galvanik müssen vor allem sicher gestaltet werden. Vorrangig ist, Mitarbeiter nicht zu gefährden. Darüber hinaus trägt die regelmäßige Wartung zur Langlebigkeit der Anlagen bei und schützt vor Produktionsausfällen.

In der Galvanotechnik bilden regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen, wie in vielen Gewerken, einen essenziellen Bestandteil. Dabei geht es vor allem darum, die Betriebssicherheit bestmöglich zu gewährleisten und Gesundheitsrisiken für die Beschäftigten zu minimieren. Grundlegend umfasst die Instandhaltung auch hier die Inspektion, Wartung und die Reparaturen an Anlagen und Komponenten, wobei verschiedene Gefährdungen für die Zuständigen zu berücksichtigen sind. Gefahrenquellen wie Stürze aus Höhen, der Kontakt mit ätzenden Chemikalien oder auch Verletzungen durch mechanische Anlagenteile erfordern umfassende Schutzmaßnahmen. Dabei unterscheiden Fachleute technische Schutzmaßnahmen, persönliche Schutzausrüstung (PSA) und organisatorische Anforderungen.

Prävention in der Praxis

Besonders wichtig sind regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten an sicherheitsrelevanten Bauteilen wie beispielsweise Flugzeugtriebwerken (Foto: santima/stock.adobe.com)Besonders wichtig sind regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten an sicherheitsrelevanten Bauteilen wie beispielsweise Flugzeugtriebwerken (Foto: santima/stock.adobe.com)Bei allen Arbeiten in diesem Bereich bildet die Gefährdungsbeurteilung die Grundlage für alle weiterführenden Maßnahmen. Vor den Instandhaltungsarbeiten gilt es sicherzustellen, dass Zuständige alle Risiken für Beschäftigte und die Mitarbeiter von Fremdfirmen kennen und entsprechend minimieren. Technische Schutzvorkehrungen umfassen so beispielsweise Absturzsicherungen wie Geländer, Plattformen oder stabile Abdeckungen der Prozess­behälter. Rohrleitungen bedürfen vor dem Beginn der Arbeiten einer vollständigen Entleerung sowie Druckfreimachung, um Gefahren durch Chemikalienreste zu verhindern. Elektrische und mechanische Anlagen werden durch Abschaltung und Reparatursicherungen gegen unbeabsichtigte Inbetriebnahme geschützt. Alle Arbeiten erfolgen in diesem Zusammenhang nur mit vorheriger Genehmigung und unter Einhaltung der festgelegten Schutzmaßnahmen. Neben der Betriebssicherheitsverordnung und Schutzmaßnahmen wie in der Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV) spielen branchenspezifische Richtlinien wie die DGUV-Regel 113-001 eine zentrale Rolle, denn sie bietet praktische Hinweise zur Arbeitssicherheit, insbesondere im Umgang mit galvanischen Bädern, Elektrolyten und elektrischen Spannungen. Als zusätzlich re­levant erweist sich die DIN EN 60079-17, die Anforderungen an die Prüfung und Instandhaltung von Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen beschreibt.

Unfälle vermeiden, Schäden beheben

PSA erweist sich als obligatorisch für Tätigkeiten in der Nähe von Prozessbehältern, beim Umfüllen von Chemikalien und bei Wartungsarbeiten. Zu der Ausrüstung gehören chemikalienbeständige Handschuhe, Atemschutzmasken, Schutzbrillen, Sicherheitsschuhe und Schutzkleidung. Arbeitgeber legen anhand der Gefährdungsbeurteilung Art und Umfang der PSA fest und prüfen deren Zustand regelmäßig. Zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Hautschutzpläne und Hygienerichtlinien ergänzen die Ausrüstung in manchen Fällen. Betriebsanweisungen gewährleisten eine sichere Durchführung aller Arbeiten und definieren spezifische Verhaltensregeln. So informieren sie über Gefahrstoffe, die notwendigen Schutzmaßnahmen sowie das Verhalten bei Betriebsstörungen und Notfällen. Diese Anweisungen dienen als Basis für regelmäßige Unterweisungen, die mindestens einmal jährlich stattfinden. Zuständige kennen sich dadurch unter anderem mit dem richtigen Umgang mit Elektrolyten aus oder erkennen auch Materialveränderungen an Elektroden.

Sicherheitslücken schließen

Grundlegend erfolgt die Wartung immer in festen Intervallen, wobei alle sicherheitsrelevanten Komponenten wie Absauganlagen, Not-Halt-Einrichtungen, Temperatursonden und andere Schutzvorrichtungen eine Überprüfung erhalten. Dabei findet diese laut Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) stets durch befähigte Personen statt und endet in einer Dokumentierung der einzelnen Schritte und Ergebnisse in einem entsprechenden Protokoll. Wer hier auf eine digitale Version setzt, kann diese nicht nur unkompliziert für alle wichtigen Parteien zugänglich machen, sondern auch entsprechende Terminerinnerungen einstellen, damit Stichtage nicht vergessen werden und alle Verantwortlichen entsprechend Bescheid wissen. Kürzere Prüfintervalle erweisen sich als erforderlich, wenn die chemische Belastung oder auch andere besondere Betriebsbedingungen dies speziell notwendig machen, wie beispielsweise bei explosionsgefährdeten Bereichen, bei denen die Gefahrenstoffverordnung zum Tragen kommt. Erst wenn Prüferinnen und Prüfer einen betriebssicheren Zustand bestätigen können, gilt die Voraussetzung für die Wieder­inbetriebnahme als gewährleistet. Vor der Freigabe hat die jeweilige Führungskraft dann noch die Verantwortung, zu prüfen, ob die Zuständigen alle Arbeiten ordnungsgemäß abgeschlossen haben, der Gefahrenbereich geräumt ist und das Unternehmen die Anlage nun wieder sicher in Betrieb nehmen kann. Dies minimiert das Risiko von Arbeitsunfällen und fördert eine nachhaltige Betriebsführung.

Prävention vor Reparatur

Neben diesen technischen Maßnahmen berücksichtigt eine wirksame Instandhaltungsstrategie aber auch organisatorische Anforderungen, wie beispielsweise klare Kommunikationswege, die Definition von Verantwortlichkeiten und die Bereitstellung ausreichender Ressourcen für die Schulungen und Wartungsarbeiten. Vor dem Beginn müssen beispielsweise alle Anlagen spannungsfrei geschaltet und alle galvanischen Bäder vollständig entleert werden. Wer auf ein systemisches Instandhaltungs­management und digitale Unterstützung bei der Protokollierung und Terminplanung setzt, kann so entscheidend dazu beitragen, Ausfallzeiten zu minimieren und die Lebensdauer der eigenen Anlagen nachhaltig zu verlängern. Hier gilt es stets präventiv statt reaktiv zu handeln. Dies verbessert nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Galvanikbranche.

ZUR INFO

Unterstützung durch Profis

Der Autor dieses Beitrags, Carsten Müller, ist Geschäftsführer der ESW – ECHT! SMART WORK GmbH. Diese versteht sich als Service-Partner für die smarte Überwachung und Dokumentation von Prüf- und Wartungsarbeiten. Durch das Versehen jedes zu kontrollierenden Objekts mit einem scanbaren QR-Code können Aufgaben unter anderem direkt über das Handy oder Tablet aufgerufen werden. Die Software erlaubt in diesem Zusammenhang die Eintaktung von Wartungsterminen, das Ausfüllen der Prüfungsbögen am Mobilgerät oder auch die direkte Fotodokumentation. Mit einer zentralen, online geführten Ablage koordiniert die Software alle individuellen Kontrollaufgaben und liefert somit eine kostengünstige und ressourcenschonende Protokollierung. Unvollständige, fehlerhafte oder übersehene Kontrollen gehören damit der Vergangenheit an. Hierbei berät und begleitet ESW vor allem kleine und mittelständische Unternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung und Implementierung der gesamten digitalen Wartungsdokumentation.

Carsten MüllerCarsten Müller

 

  • Ausgabe: Januar
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Carsten Müller
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