Die Galvanik Thoma Metallveredelung besteht seit einem Jahrhundert. Das Jubiläum mit zahlreichen Gästen aus Kommunalpolitik, Industrie und Medien war geprägt von Dankesworten und Lobreden, aber auch von Forderungen an die Adresse der Politiker in Berlin und Brüssel.
Der Hartverchromer Thoma Metallveredelung hat am 21. Juni sein 100. Jubiläum gefeiert. Rund 70 geladene Gäste nahmen an dem Event in Heimertingen, nördlich von Memmingen, teil. Zahlreiche Politiker wie Heimertingens Bürgermeister, ein Landrat, der Präsident der IHK Schwaben und ein Staatssekretär der bayerischen Landesregierung hielten Laudationen auf das 1924 gegründete Unternehmen und die beiden Geschäftsführerinnen Andrea Thoma-Böck und Christine Thoma-Kemser. Auch Matthias Enseling, Erster Vorsitzender der Vecco e. V., die sich für die Fortsetzung der Nutzung von Chromtrioxid in der Oberflächentechnik einsetzt, hielt eine Rede. Thoma Metallveredelung gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 2012 ins Leben gerufenen Vereins.
Heimertingens Bürgermeister Josef Wechsel lobte die beeindruckende Entwicklung des 130-Mitarbeiter-Unternehmens mit heute 16 Millionen Euro Jahresumsatz und zeigte sich stolz, mittelständische Traditionsfirmen wie Thoma Metallveredelung in Heimertingen zu haben. Enseling wiederum machte auf das „Energiebündel“ Andrea Thoma-Böck aufmerksam. Mit einem Zeitungsartikel in der Bild-Zeitung und einem Auftritt bei Markus Lanz hatte sie in letzter Zeit auf ihre kritische Position zur Energiewende und zum politischen Kurs der Ampelregierung und der EU aufmerksam gemacht. Thoma-Böck engagiert sich zudem in der IHK Schwaben und hat kürzlich die IZW Initiative Zukunft Wirtschaft gegründet, um sich intensiv für die Galvano- und Oberflächentechnik sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland einzusetzen. Feierlich wurde es dann bei der Verleihung der Urkunde anlässlich des 100. Jubiläums durch den Präsidenten der IHK Schwaben, Reinhold Braun. Seine Laudatio garnierte auch er mit einem Seitenhieb gegen die Ampelregierung: „Dass man aus dem Kanzleramt hört ‚des Kaufmanns Lied ist die Klage', dürfen wir uns als Unternehmer nicht gefallen lassen.“ Und bat Andrea Thoma-Böck im Anschluss sogleich darum, den engagierten Kampf für bessere Rahmenbedingungen in Deutschland fortzusetzen.
Dr. Zimmer: Branche braucht Verbandsunterstützung
Die Reden und das Programm wurden von Radiomoderator Andi Scheiter geleitet, der für die Ulmer Morning Show bekannt ist. Im Anschluss an die Jubiläumsreden führte er parallel zum Abendessen mehrere Interviews auf der Bühne. Das erste mit Dr. Markus Zimmer: Er ist heute Umweltexperte beim Zentralverband Oberflächentechnik e. V. (ZVO) und Präsident des europäischen Oberflächenverbands CETS, vor einigen Jahren war Zimmer jedoch auch Geschäftsführer von Thoma Metallveredelung. Auf die Frage, was an dem 100. Jubiläum so besonders sei, spannte Dr. Zimmer den Bogen von den Anfängen hin zur Gegenwart: Thoma Metallveredelung habe die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg überstanden – doch Unternehmen könnten dies heute nicht mehr alleine, die Unterstützung von Verbänden sei wichtig. Die Gesprächspartner in der EU seien jedoch selten Fachleute. Das müsse sich ändern, „dann kommen wir auch weiter!“, so Dr. Zimmer.
Chemisch-Nickel-Anlage ist zweitgrößte in Europa
Die beiden Geschäftsführerinnen traten als nächstes auf die Bühne zu Andi Scheiter. „Erzählt was über die 100 Jahre“, forderte er sie auf. Andrea Thoma-Böck machte den Anfang mit der Erzählung über ihren Großvater, der das Unternehmen 1924 gründete, aber zugleich eine Bäckerei und einen Fahrradhandel betrieb. Nach der Rückkehr aus dem Krieg konzentrierte er sich auf die Galvanik. Zwillingsschwester Christine nahm den Ball an dieser Stelle auf und beschrieb den Neubau der Galvanik in den 1960er-Jahren als Meilenstein, ebenso wie die große Erweiterung im Jahr 2000. Das Unternehmen wachse weiter, wie sie betonte. Aktuell werde der Verladebereich erweitert, „denn die Teile werden immer größer“.
Der Vater der beiden Geschäftsführerinnen wurde zum Pionier im Umweltbereich, wie Andrea Thoma-Böck ergänzte. Ihm zu Ehren gründeten die Schwestern nach seinem Tod die Ferdinand-Thoma-Naturschutzstiftung. Die Schwestern traten 1996 in die Geschäftsführung ein. In den 1990er-Jahren wurde das Mehrschichtsystem eingeführt, das heute etabliert ist, erzählte Thoma-Böck und ergänzte stolz: „Unsere Chemisch-Nickel-Anlage ist heute die zweitgrößte in Europa.“ Neu und bislang noch in der Erprobung ist das Hochgeschwindigkeits-Laserauftragsschweißen (kurz EHLA), über das auch bereits in der Galvanotechnik berichtet wurde.
Kämpferischer Blick in die Zukunft
Nach dem Exkurs zur Historie wechselte Scheiter hin zur Politik und sprach Andrea Thoma-Böck auf ihre Kritik an der Regierung an. Die deutsche Energiewende sei gescheitert, so die Geschäftsführerin, „wenn sich nichts ändert, fahren wir die Wirtschaft an die Wand“. Von der EU müssten weiter Zulassungen erteilt werden, weil sonst ganze Lieferketten gefährdet seien. Und Christine Thoma-Kemser fuhr fort, dass die Bürokratie inzwischen bereits 50 % des Arbeitsalltags ausmache und zugleich die Steuern zu hoch seien. „Dem Mitarbeiter bleibt nicht genug, wir brauchen die jungen Leute aber“, betonte sie. Personal sei schwierig zu bekommen und die Prozesse beim Thema Metallveredelung ließen sich nur bedingt standardisieren, gab sie zu bedenken.
Fotos: Robert Piterek