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Freitag, 22 September 2023 12:59

Fünf fragen an ... Dr. Elke Moosbach

von
Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Dr. Elke Moosbach Dr. Elke Moosbach (Foto: Günter Lintl)

Dr. Elke Moosbach, Geschäftsführerin der Edelmetallgalvanik Moosbach & Kann, Interveiw: Robert Piterek

Moosbach & Kanne ist eine Edelmetallgalvanik. Wie schlägt sich Ihr Betrieb in diesen Zeiten?

Wir haben bei der Auftragslage immer mit Aufs und Abs zu tun. In der Pandemie wurde viel umgebaut, so wurden beschichtete Bauteile für Fenster, Türen und Bad gebraucht. Wegen der Energiekrise mussten wir zu Beginn dieses Jahres zwei Monate kurzarbeiten, doch jetzt sind die Auftragsbücher wieder gut gefüllt. Wir sind breit aufgestellt und galvanisieren heute mehr technisch als dekorativ. Rohstoffkosten machen uns als Edelmetallgalvanik weniger zu schaffen, weil Edelmetallpreise naturgemäß schwanken. ­Energiepreise können wir jedoch nicht ohne weiteres weitergeben, deshalb investieren wir auch in Energieeffizienz. Wir planen ein auf anderthalb Jahre angelegtes Projekt, bei dem Gasheizsysteme durch Wärmepumpen ersetzt werden. Auch Photovolta­ik (PV) und ­Wärmetauscher sind im Einsatz. Schwie­rig­kei­ten bereiten uns fehlende geeignete Stromspeicher für mittelständische Unternehmen, ohne die wir hohe Einspeiseraten zu ungünstigen Konditionen haben. ­Vielleicht könnten Verluste, die durch die Umwandlung von PV-Gleichstrom in Wechselstrom und zurück in, für die Galvanisierung benötigten, Gleichstrom entstehen, reduziert werden.

Edelmetalle schützen und verschönern. Sie sind für Mobilität, Energie und Energiewende wichtig. Was bechäftigt Sie gerade im DGO Fachausschuss Edelmetalle, den sie leiten?

Aktuell werden in diesen Bereichen Systeme entwickelt, die preiswerter sind als solche, die Edelmetalle verwenden. Gleichzeitig sollen es stabilere Systeme mit besserer Zyklen­festigkeit und Langzeitstabilität sein. Das zielt immer häufiger auf Seltene Erden ab, die wahrscheinlich bald teurer werden und deren Recyclingfähigkeit ungeklärt ist. Edelmetalle können sehr gut recycelt und wiederverwertet werden. Ich setze mich daher im Fachausschuss dafür ein, Edelmetalle in Mobilität und Energietechnik wieder attraktiver zu machen.

Sie sind auch ZVO-Vorstandsmitglied. Welche Ziele verfolgen Sie dort?

Ich habe die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Blick. Mittelständisch geprägt ist die Branche ohnehin, daher sind mir kleine Firmen sehr wichtig. Bei Themen wie CO2, Produktpass, Energie, Energiekosten und den Chemikaliengesetzen versuche ich die Perspektive kleiner Unternehmen wie unserem zu vertreten. Denn die sind so mit ihrem Tagesgeschäft beschäftigt, dass für andere Themen kaum Zeit bleibt. Hier ist z. B. ausufernde Bürokratie ein Problem. Beispiel Lieferkettensorgfaltsgesetz. Im Internet sollte ich einen Fragebogen für einen Kunden ausfüllen. Es wurde von mir erwartet, Zertifikate vorzulegen, über die Mittelständler nicht verfügen müssen. Später sollte ich in einem Videotelefonat Rede und Antwort stehen, obwohl dafür erst ein Verdacht auf einen Verstoß gegen das Gesetz bestehen muss. Übermäßige Regulierungen gehen auf Kosten der Produktivität – auf beiden Seiten.

Junge Leute interessieren sich nicht mehr für Handwerk, Chemie und Physik

Ist für Sie als Geschäftsführerin einer Lohngalvanik der Fachkräftemangel ein Problem?

Seit vergangenem Jahr ist das für uns ein Problem. Wir suchen Auszubildende für den eigenen Bedarf. Doch junge Leute interessieren sich nicht mehr für Handwerk, Chemie und Physik und die Azubis z. B. im Technischen Berufskolleg haben bereits einen Job und sind nicht auf dem Sprung zu wechseln. Inzwischen tut sich für uns aber eine Lösung auf. Möglichkeiten, Azubis zu finden, bietet auch die ZVO-Ausbildungsseite. Wenn junge Leute den Beruf einmal kennenlernen, gewinnen sie schnell Interesse und bleiben.

»Die Branche hat ganz klar eine Zukunft!«

Wie sehen Sie die Zukunft der Galvanotechnik?

Die Branche hat ganz klar eine Zukunft. Sehr vieles in unserem täglichen Leben, z. B. Digitalisierung, Telefon, Fernsehen u. v. m., ist auf galvanisierte Teile angewiesen. Wichtig ist es, die Politik zu überzeugen. Um zu überleben, müssen sich Galvaniken mit vielen Regulierungen, steigenden Kosten, der Digitalisierung und den Themen des Green Deal auseinandersetzen. Ich empfehle, den Verband in Anspruch zu nehmen und Schwierigkeiten dort zur Sprache zu bringen.

INFO

Dr. Elke Moosbach hat Moosbach & Kanne, das heute 15 Mitarbeiter hat, vor inzwischen 22 Jahren von ihrem Vater übernommen. Sie hat zunächst Chemie studiert und eine Zeitlang in der analytischen Chemie wissenschaftlich gearbeitet. Das Unter­nehmen wird in diesem Jahr 104 Jahre alt und beschichtet mit Edelmetallen wie u. a. Gold, Platin und Silber, aber auch mit Kupfer, Niphos und Weißbronze. Während die dekorative Galvanisierung im Unternehmen abnimmt, wird zunehmend technisch galvanisiert. Hier ist die Kontaktvergoldung zu nennen.

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 9
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Robert Piterek

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