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Freitag, 10 November 2023 13:00

»Die Oberflächentechnik spielt in der Wertschöpfungskette der Additiven Fertigung eine entscheidende Rolle«

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten
Dr. Johannes Gartner Mitgründer und stellvertretender Vorsitzender von AM-Austria, Herausgeber der Onlinemagazine 3Druck.com und 3Printr.com  Mehr Informationen unter: www.am-austria.com  Kontakt: initiative@am-austria.com Dr. Johannes Gartner Mitgründer und stellvertretender Vorsitzender von AM-Austria, Herausgeber der Onlinemagazine 3Druck.com und 3Printr.com Mehr Informationen unter: www.am-austria.com Kontakt: [email protected]

Dr. Jahnnes Gartner, Mitgründer und stellvertretender Vorsitzender von AM-Austria, Interview: Dr. Wolfgang Hansal

W. Hansal: Sehr geehrter Herr Dr. Gartner, Sie koordinieren über die Plattform Additive Manufacturing Austria die österreichische Branche zum Thema 3D-Druck. Können Sie bitte unseren Lesern kurz diese Initiative vorstellen?

J. Gartner: In Österreich hat sich trotz des Fehlens national koordinierter Initiativen zur Förderung der Additive Manufacturing-Industrie in jüngerer Vergangenheit eine lebendige Gemeinschaft aus Industrie und Wissenschaft entwickelt. Diese Community hat die Initiative ergriffen, sich selbst zu vernetzen, mit dem klaren Ziel, die heimischen Akteure in der Additive Manufacturing-Branche sowohl auf regionaler als auch internationaler Ebene zu stärken und ins Rampenlicht zu rücken. Aus diesem dynamischen Netzwerk heraus entstand eine Technologieplattform, die mit mittlerweile über 70 Mitglieder rasch zu einer der bedeutendsten in Österreich aufstieg. Sie dient heute als zentrale Schnittstelle und essentieller Knotenpunkt für alle Branchenbeteiligten.

Mitglieder dieser Plattform haben die Chance, maßgeblich an der thematischen und strategischen Richtung über spezielle Arbeitsgruppen teilzunehmen. Im Zuge dessen profitieren sie von einem umfangreichen Unterstützungsangebot, das von Forschung bis Vermarktung reicht. AM-Austria fördert nicht nur mediale Präsenz und internationale Sichtbarkeit österreichischer Errungenschaften, sondern agiert auch als Antriebskraft für Top-Programme und Partnerschaften. Zudem positioniert sich die Plattform als mächtige Stimme der Branche. Sie konsolidiert die Anforderungen der Industrie, bereitet sie professionell auf und spricht gezielt in der politischen und öffentlichen Arena, immer mit dem Fokus, die besten Bedingungen für den Sektor zu schaffen.

Die Mitglieder der Plattform AM-Austria treffen sich mehrmals jährlich jeweils bei einem Mitglied zum persönlichen AustauschDie Mitglieder der Plattform AM-Austria treffen sich mehrmals jährlich jeweils bei einem Mitglied zum persönlichen Austausch

W. Hansal: Sie geben auf Ihrer Webpage eine ambitionierte Leitlinie vor: „Wir wollen Österreich zu einem der innovativsten Vorreiter im Bereich AM ausbauen, um das enorme Zukunftspotenzial, das in dieser Technologie steckt, für unseren Standort zu heben.“ Wie planen Sie das umzusetzen?

J. Gartner: Österreichs Fundament für eine erstklassige Rolle im Bereich der additiven Fertigung ist bereits international bemerkenswert solide. Für seine bescheidene Größe punktet Österreich mit überdurchschnittlichen Leistungen in diesem Sektor. Eine Studie des Europäischen Patentamts (EPO) beleuchtet die Entwicklungen und führenden Akteure in den AM-Technologien. Zwischen 2014 und 2017 verzeichneten die AM-Patentanmeldungen international einen Anstieg von 370 %. Hierbei brilliert Österreich mit einem unvergleichlichen Wachstum und beansprucht mit einer Steigerung von 1300 % die Spitzenposition. Zudem bietet das Land mit über zehn heimischen Herstellern eine beeindruckende Vielfalt an AM-Technologien und rangiert weltweit auf dem 4. Platz bezüglich der Anzahl von Systemherstellern. Nur die USA, Deutschland und China haben mehr AM-Geräteproduzenten, wobei Österreich im Verhältnis zur Bevölkerung global führend ist. Ferner bietet die österreichische Industrie eine vollständige und hochqualitative Wertschöpfungskette im AM-Bereich.

Österreichs Fundament für eine erstklassige Rolle im Bereich der additiven Fertigung ist bereits international bemerkenswert solide

Trotz dieser beeindruckenden Errungenschaften bleibt dieser Fortschritt in der breiten Öffentlichkeit, sowie in politischen und wirtschaftlichen Kreisen, oft unerkannt. Wir sind fest davon überzeugt, dass Österreichs Stellung als führende Industrienation durch eine vereinte, koordinierte Anstrengung weiter gestärkt werden muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und an der Spitze zukünftiger Technologien zu stehen.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, setzen wir uns aktiv für eine grenzüberschreitende Vernetzung und Kooperation aller Bundesländer ein. Wir fördern einen intensiven Informationsaustausch zwischen unseren Mitgliedern und internationalen Schlüsselinstitutionen, betonen die internationale Sichtbarkeit österreichischer Leistungen und arbeiten kontinuierlich an der Schaffung verbesserter Rahmenbedingungen.

W. Hansal: Blicken Sie dabei auch über den Tellerrand hinaus und sind dabei auch offen für Kooperationen mit Partnern aus z. B. Deutschland?

J. Gartner: Neben der Zusammenführung der österreichischen Akteure ist die Vernetzung und Kooperation mit internationalen Partnern unsere höchste Priorität. Dieser Bereich ist uns so wichtig, dass wir ihm eine eigene Arbeitsgruppe gewidmet haben, die sich intensiv und gezielt um die Kooperation mit internationalen Partnern kümmert. Wir pflegen bereits Partnerschaften mit zahlreichen internationalen Unternehmen, Initiativen und Organisationen, die ein Interesse am österreichischen AM-Markt zeigen oder den Wunsch nach grenzüberschreitenden und internationalen Kooperationen und Projekten hegen. Zudem zählen wir auch Unternehmen mit Sitz außerhalb Österreichs zu unseren Mitgliedern.

„Die Integration des metallischen 3D-Drucks in den industriellen Kontext steht vor mehreren Herausforderungen“, Zitat Dr. Gartner

W. Hansal: Die industrielle Umsetzung von 3D-Druck hinkt vor allem im Bereich Metall noch immer den Erwartungen hinterher. Woran kann das aus Ihrer Sicht liegen?

J. Gartner: Ihre Beobachtung trifft den Kern der aktuellen Situation. Die Integration des metallischen 3D-Drucks in den industriellen Kontext steht vor mehreren Herausforderungen. An erster Stelle, trotz der kontinuierlichen Fortschritte in der Technologie, erfordert die Anwendung der Maschinen und Prozesse ein tiefergehendes Verständnis in Bezug auf das additive Design, Werkstoff und die notwendige Nachbearbeitung. Es besteht aktuell eine Lücke, was das Fachwissen und die Schulung in diesem Bereich betrifft, und das bremst zweifellos die Adaption in den Unternehmen.

3D-gedruckte Metallteile benötigen häufig intensive Nachbearbeitungen

Ein zweiter, wichtiger Punkt ist, dass 3D-gedruckte Metallteile häufig intensive Nachbearbeitungen benötigen. Hier kommt insbesondere die Oberflächentechnik ins Spiel, die für die Qualität und Funktion des Endprodukts von entscheidender Bedeutung ist. Für eine wertschöpfende Anwendung ist also oft unerlässlich, verschiedene Fachgebiete zu kombinieren, und die Etablierung von branchenübergreifenden Standards und bewährten Vorgehensweisen wäre hier von großem Vorteil. Der Austausch von Erfahrungen mit anderen Akteuren in der Branche kann hierbei entscheidend sein.

Dennoch, trotz all dieser Hürden, bin ich zuversichtlich für die Zukunft. Die Industrie setzt ihre Bemühungen fort, innovative Lösungen zu entwickeln, und ich bin überzeugt, dass der metallische 3D-Druck in der nahen Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.

W. Hansal: Meine abschließende Frage: Welche Rolle spielt die Oberflächentechnik, vor allem im Form der Nachbearbeitung (Post Processing), bei einer industriellen Umsetzung des 3D-Drucks von Metallbauteilen?

J. Gartner: Wie bereits erwähnt spielt die Oberflächentechnik in der Wertschöpfungskette der Additiven Fertigung eine entscheidende Rolle. Während der AM-Prozess die Fähigkeit besitzt, komplexe und maßgeschneiderte Bauteile aus verschiedenen Materialien zu erzeugen, sind es oft die nachgelagerten Oberflächenbehandlungsverfahren, die die endgültige Funktionalität, Ästhetik und Lebensdauer des Produkts bestimmen. Das betrifft nicht nur metallische sondern auch keramische oder polymerbasierte Bauteile. Eine Oberflächenbehandlung kann Aspekte wie Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Biokompatibilität und optische Eigenschaften erheblich verbessern. Zudem ermöglichen spezialisierte Oberflächentechniken eine Optimierung der Bauteilhaftung in Multimaterial-Anwendungen oder die Integration von zusätzlichen Funktionen. Somit trägt die Oberflächentechnik maßgeblich dazu bei, das volle Potenzial der Additiven Fertigung auszuschöpfen und die Technologie für ein breiteres Spektrum von Anwendungen und Industrien zugänglich zu machen.

W. Hansal: Dr. Gartner, herzlichen Dank für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg!

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