Gespräch des Monats: Fragen an Prof. Dr. Wenzel Matiaske, HSU Hamburg (IPA)

In welchen Schritten wird die Langzeitstudie durchgeführt?

Prof. Dr. Wenzel MatiaskeSie ist auf drei Befragungswellen bis Ende 2026 projektiert. Jede umfasst zwei Betriebsstichproben sowie eine Stichprobe von Selbständigen, um Kleinst- und Einpersonenbetriebe zu erfassen. Für die erste Welle wurden 780 Interviews realisiert. Wir hatten eine deutlich höhere Zahl erwartet. Jedoch hat die Corona-Krise den Feldzugang erschwert. Die zweite Befragung, die wir aus dem Betriebsregister der Bundesagentur für Arbeit ziehen, liefert mehr als 1.500 Datensätze und erscheint dieser Tage. Ferner konnten wir rund 630 Selbständige zu ihrer betrieblichen Situation befragen und bereiten derzeit die zweite Befragungswelle vor.

Die Studie hat bislang bestätigt, welche Herausforderung für drei Viertel der Betriebe die Rekrutierung neuer Fachkräfte darstellt …

Der Befund kommt wenig überraschend und war bereits vor der Corona-Krise wichtiges Thema in der Personalpraxis und -forschung. Allerdings spricht das IAB Nürnberg (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) in der Dauerbeobachtung des Arbeitsmarktes nicht von einem generellen Arbeitskräftemangel, sondern von regionalen, branchen- und berufsspezifischen Problemlagen. Dies bestätigte unsere erste Betriebsstichprobe.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung?

Eine gute Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Zwar ist das Thema mit den Möglichkeiten der KI aktuell wieder in aller Munde, aber dieser Prozess hat nicht erst heute eingesetzt. Die menschenleere Fabrik war schon vor einem halben Jahrhundert Zukunftsvision und Schreckgespenst. Bislang hat die Substitution menschlicher Arbeit jedenfalls nicht dazu geführt, dass Erwerbsarbeit insgesamt abgenommen hätte.