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Donnerstag, 06 April 2023 11:59

Arbeitssicherheit in Galvaniken – Unfallursachen

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten
Technische Probleme treten in der Industrie und im normalen Leben auf.  Hier dürfte ein Elektriker reichlich Grund zum Fluchen haben – und jede Menge Arbeit.  Für die Galvanik plädiert unser Kurs für doppelte Absicherungen Technische Probleme treten in der Industrie und im normalen Leben auf. Hier dürfte ein Elektriker reichlich Grund zum Fluchen haben – und jede Menge Arbeit. Für die Galvanik plädiert unser Kurs für doppelte Absicherungen Fotos: Adobe Stock

Übermut / Leichtsinn

Viele Unfälle passieren, weil man eine Routineaufgabe „aus dem Handgelenk“ macht. Der Klassiker ist die Verdünnung von Säuren bzw, das Auflösen von Basen. Hier treten in den meisten Fällen exotherme Reaktionen auf. Das Gemisch erhitzt sich stark, spritzt und kann zu Verätzung der Haut oder – noch schlimmer – der Augen führen. Neu angelernte Mitarbeiter neigen am Anfang zur Vorsicht, was zur Unsicherheit führen kann (nächster Punkt). Dies führt aber eher seltener zu Unfällen. Ab einem gewissen Punkt tritt Leichtsinn / Übermut auf und es kommt zu besagten Unfällen, nicht nur beim Umgang mit Chemikalien.

Unsicherheit

Wie auch der Übermut ist die Unsicherheit zu einem gewissen Grad eine Charakterfrage. Vermehrt tritt sie aber bei Tätigkeiten auf, die ein bestimmtes Risiko bergen und bei der eine unzureichende Einweisung erfolgte oder schlicht eine gesunde Routine fehlt. Letzteres ist vor allem nach der Führerscheinprüfung den meisten Menschen geläufig. Kaum praktische Erfahrung, eventuell ein neues, unbekanntes Fahrzeug und zum ersten Mal alleine am Steuer. Durch Unsicherheit werden Denkprozesse extrem gehemmt, was zu einer unzureichenden Reaktion, aber vor allem zu Fehlern führt, die man kaum für möglich hält. Am Arbeitsplatz bedeutet dies: Mitarbeiter ordentlich einweisen und ihnen die Sicherheit geben. Heikle Tätigkeiten erst machen lassen, wenn genügend Sicherheit und eine gesunde Routine vorhanden ist.

Unachtsamkeit

Dem Zeitgeist der mobilen Endgeräte ist geschuldet, dass die Unfallquoten aufgrund von Unachtsamkeit steigt. Nicht nur, aber vor allem sicherheitsrelevante Aufgaben brauchen die volle Konzentration. Dies zielt nicht nur auf Ablenkung durch elektronische Geräte ab, sondern beinhaltet auch Gespräche, Müdigkeit, ablenkende Gedanken und andere Faktoren. Die Unachtsamkeit kann nicht nur zu Unfällen, sondern auch zu wirtschaftlichen Schäden führen. Man denke an zu starke Dosierungen oder – privat – an einen Zahlendreher bei einer Überweisung.

Unwissen

Unwissenheit schützt vor Schaden nicht – In der Galvanik ist Einweisung das A und O. Auch die Frage „warum“ darf durchaus gestellt werdenUnwissenheit schützt vor Schaden nicht – In der Galvanik ist Einweisung das A und O. Auch die Frage „warum“ darf durchaus gestellt werdenDie meisten Arbeitsunfälle, die durch Unwissenheit auftreten, beruhen auf Mängeln in der Einweisung bzw. Ausbildung. Dieser Punkt hat zwei Seiten. Einerseits ist da der Einweisende bzw. Ausbilder, wenn überhaupt vorhanden, der die unzureichenden Informationen liefert, um die Arbeit aus jedem Gesichtspunkt heraus zufriedenstellend zu erledigen. Es reicht nicht nur aus, mitzuteilen, wie man etwas macht, sondern auch, warum man es so macht und worauf man achten muss.

Simples Beispiel aus der Küche: Für jemand, der noch nie gekocht hat, reicht die Information „brat mal die Zwiebeln an“ nicht aus, um ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten. Es kann zu einem positiven Resultat führen, wenn man aber die Rahmenbedingungen (Herd, Pfanne, Öl, Zwiebeln) und weitere Informationen (Schnitt der Zwiebel, Temperatur, Menge und Zeit) mitliefert, ist die Chance auf ein gutes Gelingen wesentlich höher.

„Verdünn mal die Schwefelsäure 1:1.“ kann man jemandem sagen, der das bereits mehrfach gemacht hat und die Gefahren kennt. Sonst nicht.

Die andere Seite ist der Unterwiesene. Mitarbeiter, die zu Übermut neigen, stellen tendenziell weniger Fragen und nehmen selbstverständlich an, dass sie die Aufgabe zur Zufriedenheit erledigen.

Tipp:

Wenn Sie das Gefühl haben, nicht vollständig eingewiesen worden zu sein, fragen Sie mindestens nach, was man bei der Tätigkeit alles beachten muss. Scheuen Sie sich nicht, auch mal „warum“ zu fragen. Es ist besser, die Dinge bewusst richtig als unbewusst falsch zu machen.

Reflexe / Helfersyndrom

Der Klassiker ist das fallende Messer. Man steht in der Küche und statt einen Schritt zurück zu machen, versucht man es mit dem Fuß aufzufangen. Da sich das Messer im Gegensatz zum Butterbrot nicht mit der „falschen“ Seite nach unten dreht, merkt man sehr schnell, dass der Reflex nicht der beste war. In solchen Situationen kann man nicht viel tun. Reflex ist Reflex. Man kann lediglich die richtige Handlungsweise visualisieren.

Beim Helfersyndrom ist das ähnlich. Das Gehirn verabschiedet sich gerne, wenn man das Bedürfnis verspürt, Helfen oder eine Gefahr abwenden zu wollen. Wenn ein Coil mit mehreren Tonnen Gewicht in der Bandgalvanik ins Rollen kommt, hilft es keinem, es mit dem Körper aufhalten zu wollen. Hier gilt: Personenschaden vor Sachschaden!* Gleiches gilt bei oft verzweifelten Versuchen, einen kleinen Brand zu löschen.

Tipp:

Wenn Sie sich nicht absolut sicher sind, zu wissen, was Sie tun, machen Sie lieber nichts. Dann machen Sie es zumindest nicht schlimmer.

Technische Probleme

Bei technischen Problemen kann man oft nichts machen. Denkt man. Was man aber immerhin tun kann, ist eine doppelte Absicherung bei heiklen Einrichtungen, etwa Temperaturfühler. Dazu noch Plausibilitätsprüfungen und ausreichende Wartungszyklen.

Ein gesundes Misstrauen gegenüber Technik schadet nie. Nur, weil ein angezeigter Wert der Erwartung entspricht, muss er nicht richtig sein. Dies gilt für Füllstandsanzeigen, Temperaturmessungen, pH-Wert-Messungen und andere Parameter. Prozess- und/oder sicherheitstechnisch relevante Technik muss regelmäßig geprüft werden. Bei sehr heiklen Geräten neigt man sogar dazu, selbst Geräte, die in Ordnung sind, nach einem bestimmten Zyklus auszuwechseln, weil das Risiko eines Defekts eine zu hohe Gefahr darstellt.

Genereller Tipp:

Es ist ein Naturgesetz, dass sich kein Tier in seiner natürlichen Umgebung dumm verhält. Dieses Gesetz lässt sich auch auf Menschen, vor allem am Arbeitsplatz, anwenden. Für neue Mitarbeiter ist der Arbeitsplatz am Anfang eine unnatürliche Umgebung und entsprechend verhalten sie sich. Wenn Sie selbst neu sind, sollten Sie sich dessen bewusst sein und nicht schlecht fühlen, wenn Sie eine Unsicherheit verspüren. Als erfahrener Mitarbeiter und vor allem als Vorgesetzter sollten Sie dafür Sorge tragen, dass der neue Arbeitsplatz für den Mitarbeiter möglichst schnell zur natürlichen Umgebung wird.

Dieser Artikel ist eine Lektion aus dem Online-Kurs „Arbeitssicherheit in Galvaniken“ unserer Seite „Galvanotechnik for you!“. Die folgenden Ausführungen sowie der Kurs dienen Galvaniken, ihre Mitarbeiter umfangreich in Arbeitssicherheit zu unterweisen. Nach Beantwortung der Übungsfragen erhalten die Kursteilnehmer als Nachweis ein Zertifikat. Um Unfälle effektiv vermeiden zu können, müssen die allgemeinen Ursachen bekannt sein, die zu einem Unfall führen. Dies gilt nicht nur für die Arbeit, sondern auch privat. Die folgenden Ursachen lassen sich somit auch für andere Lebensbereiche, etwa den Straßenverkehr, anwenden.

* = „Personenschaden vor Sachschaden“ bedeutet so viel wie: Personenschaden hat eine höhere Priorität und es gilt, ihn vor einem Sachschaden abzuwenden.

 

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