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Donnerstag, 23 November 2023 13:00

OT Berlin: Großes Interesse für Junge Kollegen – Teil 2 –

von
Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten
Nurul Amanina Binti Omar aus Mittweida mit Dr. Klaus Woyczykowski, der die Vorträge der jungen Kollegen moderierte und für die Galvanotechnik hier zusammenfasste Nurul Amanina Binti Omar aus Mittweida mit Dr. Klaus Woyczykowski, der die Vorträge der jungen Kollegen moderierte und für die Galvanotechnik hier zusammenfasste (Foto: Robert Piterek)

Die Vortragsreihe „Jungen Kollegen“ bietet dem wissenschaftlichen Nachwuchs auf den Oberflächentagen seit langem eine Bühne. Elf Referentinnen und Referenten präsentierten ihre Themen in drei Vortragsblöcken. Die Vorträge waren sehr gut besucht. Reger Wechsel der Zuhörer zwischen den Themen zeigte gezieltes Interesse des Publikums für die jeweiligen Forschungsgebiete. Die Nachwuchsforscher können die Themen frei wählen – es lag ein starker Fokus auf Batterietechnik und anderen nachhaltigen Technologien. Nicht nur der Nachwuchs aus den Hochschulen war gekommen, auch die Nachwuchsgalvanotechniker der Gewerblichen Schule Schwäbisch Gmünd waren mit Lehrgangsleiter Volker Rogoll in Berlin, um Tuchfühlung zur Branche aufzunehmen.

Plasmaelektrolytische Oxidation von Aluminium

Claudia Albero Rojas von der TU Chemnitz berichtete von neuen Erkenntnissen im Bereich plasmaelektrolytische Oxidation von Aluminium (PEO). Die hohen Spannungen und damit extremen Bedingungen bei der PEO erlauben es, keramische Schichten aus Mischoxiden des Aluminiums mit Zirkonium herzustellen. Es wurde dabei unter anderem der Einfluss von Komplexbildnern für Zirkonium auf die Badstabilität und Zusammensetzung des Mischoxids untersucht. Ein weiterer Fokus lag auf den mechanischen Eigenschaften (Risszähigkeit) der von Natur aus spröden Keramikschichten.

Galvanoformung von Aluminium

Philip Scherzl von der HS Aalen referierte über die Galvanoformung von Aluminium- und Aluminium-Komposit-Folien. Dabei wurde ein patentiertes (EP3114721B1) Verfahren zur einstufigen, kontinuierlichen Herstellung von Kompositfolien, die als Batterieelektroden Anwendung finden, vorgestellt. Die TU Ilmenau leistet mit ihrer Expertise im Bereich Aluminiumabscheidung einen Beitrag zum Projekt. Aus diesem Projekt („KultBat“) hat in einem späteren Vortragsblock auch Michael Kaupp, HS Aalen, berichtet, und dabei analytische und Leistungsdaten (Batterietests) für die neuen Materialien vorgestellt.

Claudia Albero Rojas von der TU Chemnitz sprach über plasmaelektrolytische Oxidation von Aluminium (Foto: Sven Hobbiesiefken)

gt 2023 11 080Dr. Klaus Woyczykowski leitet seit kurzem den DGO-Forschungsausschuss. Er führte die Nachwuchsforscher souverän durch die Veranstaltung (Foto: Sven Hobbiesiefken)

Simulation der galvanischen Abscheidung

Stefan Daniel Schwöbel, von Haus aus Mathematiker, hat sich an der TU Chemnitz mit der Modellierung und Simulation der galvanischen Abscheidung beschäftigt. Dabei wurde gezeigt, dass gegenwärtige Modelle (Gleichstrom) für die Pulsstromabscheidung ungeeignet sind. So führt beispielsweise eine Betrachtung von Grenzstromdichten unter Anwendung gemittelter Stromdichten bei der Pulsabscheidung zu falschen Ergebnissen. Stefan Daniel Schwöbel hat beeindruckende Ergebnisse eigener finite-Elemente-Modelle gezeigt, die teils auf kommerziellen und teils auf eigenen Simulationswerkzeugen implementiert wurden.

Oberflächenvergrößerung mit Metallschäumen

Batterieelektroden waren Gegenstand des Beitrags von Robin Arnet, HS Aalen. Zur Stromsammlung sollten diese eine möglichst hohe spezifische Oberfläche aufweisen, was momentan beispielsweise durch Metallschäume realisiert wird. In einem neuen Ansatz werden feinmaschige Kunststoffstrukturen 3D-gedruckt, metallisiert und durch Herauslösen des Kunststoffs in eine Hohlstruktur verwandelt. Der Einfachheit halber wurde hierbei zunächst, nach Auftragen eines Graphitlackes, die Vernickelung versucht. Das Ziel ist eine Beschichtung mit Aluminium aus ionischen Flüssigkeiten. Auch das Fraunhofer IKTS Dresden, vertreten von Dr. Matthias Weiser beschäftigt sich mit Batterieelektroden: Dr. Weiser demonstriert das Potential elektrochemischer Methoden, mikrostrukturierte Siliciumanoden für Lithium­ionenbatterien mit signifikant gesteigerter Lang­zeitstabilität herzustellen.

Photoelektrokatalyse

Die diesjährige Preisträgerin des DGO Nachwuchspreises, Dr. Maria del Carmen Stich von der TU Ilmenau (Interview in Galvanotechnik 10/2023, S. 1320) berichtete über ihre Forschungsarbeit „Einfluss lokalisierter Oberflächenzustände auf die photoelektrokatalytische Leistungsfähigkeit Al-dotierter a-SiC:H basierter Photokathoden“. Die hergestellten Halbleiterschichtsysteme wurden sorgfältig charakterisiert und in einer mit künstlichem Sonnenlicht bestrahlten elektrochemischen Zelle vermessen. Das Potential der Photoelektrokatalyse im Vergleich zu klassischer Photovoltaik in Kombination mit Wasserelektrolyse wurde im Anschluss angesichts der geringen momentan erreichbaren Wirkungsgrade, diskutiert.

gt 2023 11 081Maria del Carmen Stich war Referentin und erhielt auch den DGO-Nachwuchsförderpreis (Foto: Robert Piterek)

gt 2023 11 082Scott Dombrowe ist einer der jungen Kollegen. Für die Galvanotechnik schrieb er eine Kurzvorstellung seiner Hochschule (Foto: Robert Piterek)

CO2 binden mit Elektrochemie

Eine elektrochemische Methode zur Bindung atmosphärischen Kohlendioxids wurde von Mario Kurniawan, TU Ilmenau, vorgestellt. Das Kohlendioxid wird im Versuchsaufbau an einer Kupferkathode zu organischen Verbindungen wie Kohlenwasserstoffen reduziert. Die Kupferelektrode hat dabei eine besonders effiziente, poröse Oberfläche, die durch Kupferabscheidung bei hohen Stromdichten erzeugt wurde. Für diese Arbeit erhielt Mario Kurniawan den diesjährigen Nasser Kanani Preis.

Eine Alternative für Hartchrom?

Nurul Amanina Binti Omar, HS Mittweida, ist es gelungen, ein neues Verfahren zur Herstellung von Nickel-Phosphor-Bor Legierungsschichten zu entwickeln. Das Verfahren ist inspiriert von der Borierung und damit oberflächlichen Härtesteigerung von Großwerkzeugen durch Borpulver. Bei dem Verfahren werden Bor-Partikel in einem chemisch Nickel Dispersionsverfahren co-abgeschieden und dann durch Tempern eine homogene NiPxBy Legierungsschicht erzeugt. Diese Schicht hat eine hohe Härte und kann damit möglicherweise in einigen Anwendungen eine Alternative für Hartchrom darstellen. Durch die Verwendung von elementarem Bor gibt es keine Nachteile durch gefährliche Substanzen wie in autokatalytischen NiB-Verfahren.

Ebenfalls mit dem Thema „Hartchromersatz“ hat sich Scott Dombrowe, HS Mittweida, auseinandergesetzt. Hierbei wurden elektrolytisch abgeschiedene Nickel-Wolfram-Legierungen als harte und verschleißfeste Schichten untersucht. Scott Dombrowe hat systematisch den Einfluss der Abscheideparameter auf den Wolframgehalt und die Härte erforscht.

Neue Legierung für PEM-Elektrolyseure

Ein etabliertes galvanisches Legierungsschichtsystem wurde im Beitrag von Carlos Aziz (vorgetragen von Dr. Martin Leimbach) für eine neue Anwendung erforscht und weiterentwickelt. Es stellt sich heraus, dass Zinn-Nickel durch seine hohe Korrosions- und Medienbeständigkeit sehr gut für den Einsatz in PEM-Elektrolyseuren geeignet ist. In der vorgestellten Arbeit wurde versucht, die Korrosionsbeständigkeit von SnNi durch verschiedene Passivierungsmethoden weiter zu erhöhen.

 

ZUR INFO

Oberflächentechnik an der HS Mittweida

Arbeitsgruppe Oberflächentechnik: M. Eng. S. Dombrowe; M. Sci. N. Omar; Dr.-Ing. J. Näther, M. Eng. T. Schürer (v.l.n.r.). (Foto: HS Mittweida)Arbeitsgruppe Oberflächentechnik: M. Eng. S. Dombrowe; M. Sci. N. Omar; Dr.-Ing. J. Näther, M. Eng. T. Schürer (v.l.n.r.). (Foto: HS Mittweida)Klassische oberflächentechnische Universitäten und Hochschulen wie Ilmenau, Aalen und Chemnitz sind bekannt. Bei der Galvano- und Oberflächentechnik spielt aber auch die Hochschule Mittweida, größte Fachhochschule des Landes Sachsen mit über 6000 immatrikulierten Studierenden, eine Rolle. An den fünf Fakultäten werden die Fächer Medien, Soziale Arbeit, Wirtschaftsingenieurwesen, Angewandte Computer- und Biowissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften in anwendungsorientierter und interdisziplinärer Lehre und Forschung angeboten. Der Maschinenbaustudiengang kann mit den Abschlüssen Bachelor of Engineering (B. Eng.), Master of Engineering (M. Eng.) sowie Diplomingenieur (Dipl.-Ing (FH)) abgeschlossen werden. Neben dem Vollzeitstudium besteht für das Bachelorstudium gleichzeitig das Angebot eines dualen Studiums. Im Bachelor werden digitale Produktentwicklung, ressourceneffiziente Fertigungstechnik, Mikromobilität und Laser- und Oberflächentechnik als Studienschwerpunkte an­ge­boten. Im Master kann zwischen digi­taler Produktentwicklung/
Mikromobilität, ressourceneffizienter Fertigungs­technik und Oberflächentechnik gewählt werden. In der Studienrichtung Laser- und Ober­flächen­technik im Bachelor- sowie Oberflächentechnik im Masterstudium Maschinenbau können ausführliche theoretische Kenntnisse über Vor-, Zwischen- und Nachbehandlungsverfahren in der Oberflächentechnik erworben werden. Darüber hinaus wird auf Verfahren zur Abscheidung von Metallschich­ten und organischen Schichten eingegangen, welche Prüfverfahren zur Charakterisierung der erzeugten Schichten angewendet werden und welche Maßnahmen bei der Entsorgung bzw. Aufbereitung von bspw. Abwässern erforderlich sind. Begleitet wird die akademische Ausbildung mit zahlreichen Praktika, z. B. praktisches Arbeiten im Labormaßstab oder im Technikum.

Neben der Lehre findet an der Hochschule Mittweida auch Forschung statt, u. a. in der Arbeitsgruppe Oberflächen- und Galvanotechnik unter Leitung von Prof. Frank Köster im Schwerpunkt Produkt- und Prozessentwicklung. Die Arbeitsgruppe ist mit modernem Equipment für Vorbehandlungsprozesse (Nieder- und Atmosphärendruckplasma, Strahlkabine), der Metallabscheidung und Pulverlackierung ausgestattet. Abgeschiedene Schichten können mithilfe von REM/EDX, Röntgenfluoreszenzmessung, Mikrohärteprüfung, Lichtmikroskopie, Schliffpräparation sowie Verschleiß- und Korrosionstests charakterisiert wer­den. Für die Elektro­lyt­ent­wick­lung gibt es Potentiostaten, eine rotierende Elektrode und eine Quarz­mikrowaage.

Aktuell wird an 4 Projekten gearbeitet: An alternativen Korrosionsschutz- und Verschleißschutzschichten zu Hartchromschichten auf Basis von NiW-Legierungsschichten oder Nickel-Bor-Dispersionsschichten, an galvanisch hergestellten ReNi-Gitterstrukturen für moderne Röntgenanwendungen als Alternative zu kostenintensiven Goldgitterstrukturen, an der Synthese cyanidfreier Goldsalze für stabile Elektrolyte für die außenstromlose und galvanische Goldabscheidung sowie an der kostengünstigeren PEM (Polymer Exchange Membran) Elektrolyse zur Wasserstoffherstellung, indem Iridum- und Iridium-Ruthenium-Nanopartikel galva­nisch auf das Titananodenträgermaterial aufgebracht werden. www.inw.hs-mittweida.de

 

ZUR INFO

Angehende Galvanotechniker besuchten Oberflächentage

Auf Einladung des ZVO besuchten Berufsschülerinnen und -Schüler der Gewerblichen Schule Schwäbisch Gmünd die diesjährigen Oberflächentage. Geboten wurden über 90 Fachvorträge in fünf Vortragsreihen. Der Verband vertritt nicht nur die Interessen der Branche gegenüber der Politik, sondern engagiert sich aber auch besonders in Fragen der Aus- und Weiterbildung. Die ZVO-Website bietet umfangreiche Informationen zu beruflichen Perspektiven in der Galvano- und Oberflächentechnik. Neu ist die Websitehttps://glanzvolle-karriere.de

(Foto: Sven Hobbiesiefken)(Foto: Sven Hobbiesiefken)

 

 

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 11
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Dr. Klaus Woyczykowski

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