Den Auftakt bildete die Keynote von Prof. Dr. Markus Sause, Direktor des Produktionsnetzwerkes Künstliche Intelligenz (K.I.) an der Universität Augsburg. Das Thema K.I. beschäftigt seit Monaten unsere Gemüter – auch Elektronikdesign und -fertigung zeigen sich elektrisiert vom Potential, das der K.I.-Einsatz verspricht: Effizienz, Kosteneinsparung, Entlastung der Fachkräfte von Standardaufgaben ... Fachkräfte wohlgemerkt, die wir – so Prof. Sause – „vielleicht bald nicht mehr haben werden“. Vor allem stellte Prof. Sause die ‚Forschungshalle 43' der Universität Augsburg vor, in der institutsübergreifend an und mit der K.I. geforscht wird. Natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, auf den Hype um den Chatbot ‚ChatGPT' des amerikanischen Unternehmens OpenAI einzugehen. So faszinierend der Chatbot auch sei: Noch handele es sich weniger um eine K.I. als um einen geschickten Algorithmus – ein gut dressierter Papagei. Aber Prof. Sause verdeutlichte die rasante Entwicklung der Technologie: So sei die K.I. nachweislich besser darin, Brustkrebs auf Scanbildern zu diagnostizieren, und sie könne Konstruktionsprozesse deutlich beschleunigen. Zugleich ergäben sich neue Fragestellungen – teilweise ethischer, teilweise praktischer Natur. Die Kollaboration von Mensch und Roboter (Cobot) müsse sich verbessern, und dies berühre ungewohnte Bereiche wie die Psychologie. Dies sei ein Fokus der ‚Industrie 5.0' – der Terminus sorgte durchaus für Stirnrunzeln.
Nach der Keynote begann das üppige Vortragsprogramm. Besuchen konnten wir den Vortrag von Dipl.-Ing. Daniel Ertl (CiBoard) über die Optimierung von High-Speed-Schnittstellen oberhalb von 10 Gbit/s, den Moderator Dipl.-Ing. Wolfgang Kühn (FED-Regionalgruppenleiter Jena) einleitete. Daniel Ertl lieferte einen anspruchsvollen Beitrag ab, der von Grundlagen der High-Speed-Schnittstellen über Simulationsmöglichkeiten bis zu der enormen Steigerung der Signalbandbreite viele Details erfasste.
Bemerkenswert war der Vortrag von Andrzej Wozniczka (TÜV Rheinland) über OT-Security. Mit großem Ernst und Nachdruck warnte er vor den Gefahren und wies auf Regularien hin, die ab 2024 auf Unternehmen warten (u. a. KRITIS und NIS2/CRA). Den Stichtag 1.11.2024, an dem sie in Kraft treten, sollte sich jeder im Kalender notieren.
Für Aufsehen sorgte der Vortrag der ‚Solderpunks'. Jörg Trodler sprach über die dunklen Seiten des Bergbaus, über Kinderarbeit, problematische Arbeitsbedingungen und giftigen Elektroschrott – Themen, die noch immer oft ausgeblendet werden. Doch Trodler wies auch auf Initativen hin, die sich ihnen stellen, etwa die Kooperative ‚Commown' für nachhaltige Elektronik.
Es dürfte der meistdiskutierte Vortrag der Konferenz gewesen sein. Auch wenn wir den zweiten Tag nicht besuchen konnten: Inhaltlich wie organisatorisch war sie nochmals eine Steigerung zum Vorjahr und zeigte, wie bedeutsam ein Verband wie der FED für die Branche ist.