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Donnerstag, 25 Januar 2024 13:00

Die Welt des 3D-Drucks traf sich in Frankfurt

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten
Dr. Hansal bei der Vorstellung seines neuen Buchs zum Thema Post-Processing am Standabend des Teams aus Österreich Dr. Hansal bei der Vorstellung seines neuen Buchs zum Thema Post-Processing am Standabend des Teams aus Österreich Foto: W. Hansal

Der Monat November ist für alle im Bereich Additiver Fertigung tätigen Unternehmen stets rot im Kalender markiert, findet in diesem Monat doch traditionell die weltweit größte Fachmesse zum Thema 3D-Druck in Frankfurt statt. Nach zwei eher mageren (Corona) Jahren wieder zur alten Pracht erstrahlt, war die diesjährige FormNext somit Anziehungspunkt und Treffpunkt der gesamten (internationalen) Branche. In vier prall gefüllten Hallen bildeten die fast 800 unterschiedlichen Aussteller aus der ganzen Welt den gesamten additiven Fertigungsprozess ab – einschließlich Materialien (Pulver und deren Herstellung), Software und Bauteildesign, Drucker-Hardware, Produktionslösungen, Nachbearbeitung und Qualitätssicherung.

Eine wichtige Rolle spielte auch die diesjährige Partnerschaft mit der Nordic-Partnerregion, im Wesentlichen Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Nicht nur das gesamte Rahmenprogramm des Ausstellerabends war unter diesem Motto (was sich in den Farben dieser Veranstaltung und dem scheinbar einem schwedischen Möbelhaus entsprungenen Abendessen manifestierte), es war auch ein eigener Ausstellerbereich dieser Region gewidmet. Neben der Fachausstellung gab es wie jedes Jahr zahlreiche Fachvorträge. Der Fokus wurde dieses Mal auf die Themen AM-Dienstleister und Nachhaltigkeit gelegt. Allein schon die Benennungen der drei Vortragsbühnen war vielsagend und zeigte die verstärkte Ausrichtung auf Anwendung und Produktion. So gab es neben der „Technology Stage“ auch die „Industry Stage“ und die „Application Stage“. Die Umsetzung des 3D-Drucks in der industriellen Praxis war also Programm. Die Vortragenden waren sich einig, dass man jetzt aber wirklich in den Anwendungsbereich mit AM will, das bei Polymeren schon gut funktioniere, bei metallischen Werkstoffen aber immer noch Hindernisse zu überwinden wären. Wenn ein führender deutscher Autokonzern dann auf der Bühne beklagt, die nicht skalierbare, weil manuelle mechanische Entfernung von Stützstrukturen verhindere eine breite Umsetzung 3D-gedruckter Metallbauteile, so zeigte sich wieder ganz deutlich die Bedeutung des Post-Processings. Lösungen dazu wurden allerdings zumindest auf den drei Vortragsbühnen nicht geboten, dazu musste man schon in die Tiefe des Ausstellungsbereichs vordringen.

Die Mehrheit der Aussteller kamen wie gehabt aus Mitteleuropa, Deutschland ist immer noch gemeinsam mit den USA die führende Nation auf dem Gebiet der Additiven Fertigung. Beeindruckend auch die Größe des Gemeinschaftsstandes der Fraunhofer Institute, welcher zu den größten der Messe zählte. Allgemein waren selbst die Stände der führenden 3D-Druck Konzerne dieses Jahr deutlich kleiner als in den Jahren zuvor. Vor allem die Aussteller aus den USA waren in ihrem Auftritt deutlich zurückhaltender. Dafür drängen zunehmend asiatische Hersteller von Druckern sowie entsprechendem Zubehör in den Vordergrund. Vor einigen Jahren noch belächelt, fanden sich dieses Jahr sehr ernstzunehmende Druckeranbieter auf der FormNext. Eine neue Strategie für einen schnelleren Markteintritt in Europa scheinen zunehmend strategische Kooperationen mit deutschen Anbietern und Dienstleistern zu sein. So mancher prominente deutsche Player verwies auf seine neuen Druckersysteme aus chinesischer Herstellung. Große Allianzen wie die Übernahme der weltweiten Nummer 2 im Bereich metallischer 3D-Drucker (SLM Solutions) durch die japanische Nikon Gruppe wurden entsprechend präsentiert und gefeiert. Allgemein, besonders auch durch die Vielzahl an kleinen Ständen, war die Messe bunt und abwechslungsreich. Die Ergebnisse im Bereich Kunststoff waren beeindruckend, im Bereich Metall waren wenig Neuerungen zu entdecken. Allerdings haben einige deutsche Hersteller wie z. B. Rosswag oder Toolcraft erfolgreich erste Kleinserienfertigungen realisiert. Eine interessante Stage zeigte live über den gesamten Messeverlauf den 3D-Druck von Betonstrukturen, welche bereits z. B. im Brückenbau Anwendung finden.

Zu guter Letzt darf in meinem Bericht das Thema Post-Processing nicht fehlen. Hier kann man aus meiner Sicht drei Bereiche unterteilen. Einerseits fanden sich zahlreiche Anbieter von Handheld-Geräten zur Bearbeitung von Prototypen, welche man aus dem gut sortierten Baumarkt kennt. Auf diese Gruppe möchte ich nicht weiter eingehen, hier werden bewährte Tools in einem neuen Markt eingesetzt. Die zweite Gruppe sind industrielle Lösungen für die mechanische Bearbeitung. In diesen Bereich fallen verschiedene Strahltechniken und der gesamte Bereich des Gleitschleifens. Hier haben deutsche Anbieter eine starke Position, neben dem Marktführer Rösler mit seiner eigens für den 3D-Druck kreierten Marke AM-Solutions u. a. auch Anbieter wie OTEC oder Spaleck. Die dritte Gruppe umfasst die chemischen und elektrochemischen Methoden. Aus diesem Bereich kamen auch einige Neuerungen aus unvermuteten Regionen. Zu den beiden Marktführern GPA Innova (Spanien, DLyte Verfahren) und RENA (Deutschland, Österreich, Hirtisieren) kamen junge Start-Ups mit neuen Lösungsansätzen. Das Start-Up 3DM Surface Finishing aus Australien stellte ein Verfahren zur elektrochemischen Oberflächenbearbeitung vor. Die Technologie basiert auf dem traditionellen Elektropolieren ergänzt dieses aber, indem auf kontrollierte Weise eine hohe (gepulste) Stromdichte an das Werkstück anlegt wird. Dies führt zu einem deutlich schnelleren Materialabtrag von Metall durch den Prozess, der als „Elektroablation“ bezeichnet wird. In der Praxis kann entweder das gesamte Werkstück oder nur ein selektiver Teil der Oberfläche bearbeitet werden. Die englische Firma Holdson stellte ein Verfahren zum gepulsten Elektropolieren vor, wobei eine dynamische Elektrode, welche Anpassungen des Prozesses in Echtzeit ermöglicht zum Einsatz kommt. So soll eine gleichmäßige und präzise Oberflächenbeschaffenheit sichergestellt werden. Zusätzlich werden der Elektrolytfluss und die Prozessparameter durch maschinelles Lernen und eine optimierte Fluiddynamik angepasst, wodurch man sich eine verbesserte Effizienz und Effektivität des Oberflächenverbesserungsprozesses verspricht. Insgesamt war die FormNext auch 2023 wieder ein beeindruckendes Ereignis, welches die Dynamik einer wieder rasch wachsenden Branche eindrucksvoll widerspiegelte. Man wird die engagierten Ziele hinsichtlich der technologischen Umsetzung verschiedener 3D-Drucktechnik sicherlich an den auf der nächsten FormNext gezeigten Ergebnisse messen können. Der Branche wäre es zu wünschen, dass sich bis dahin endlich auch der Sektor des metallischen 3D-Drucks als eigenständige Fertigungsmethode in der industriellen Produktion etabliert hat.

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 12
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Dr. Wolfgang Hansal

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