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Montag, 17 Juli 2023 11:59

Nach dem Corona-High: Chipmärkte pausieren – Für 2023 wird ein zweistelliger Rückgang erwartet

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Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Aktuelle Prognosen für den Halbleitermarkt unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander Aktuelle Prognosen für den Halbleitermarkt unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander Bild: AdobeStock

Gar nicht so einfach, sich ein konsistentes Bild über den weiteren Verlauf des weltweiten Halbleitermarkts zu verschaffen: Mehrere Prognosen von Analysten und offiziellen Quellen der Industrie kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen. Und diese differieren erheblich.

Dabei ist die Datenlage eigentlich klar, nicht schwer zu eruieren und seit Jahren in bewährten Händen. Doch die Imponderabilien der kurz- und mittelfristigen Marktentwicklung erlauben offenbar keine quantitative Annäherung der Forecasts.

Tobias Pröttel, WSTSTobias Pröttel, WSTSEin eher optimistisches Bild zeichnet die Analyse der 1986 gegründeten ‚World Semiconductor Trade Statistics Organisation' (WSTS), einem halb offiziösen Non-Profit-Gremium mit derzeit 42 Mitgliedsfirmen in den vier industriellen Weltregionen, das regelmäßig über die Lage der Industrie berichtet. Es ist beheimatet im kalifornischen Silicon Valley, hat aber seit Juni 2022 einen deutschen Administrator namens Tobias Pröttel im bayrischen Wörth im Landkreis Erding bei München.

WSTS prognostiziert für das laufende Jahr 2023 einen Rückgang des weltweiten Halbleitermarkts um 10,3 % auf insgesamt nur mehr 515 Mrd. $. Eine weitere Enttäuschung also nach dem bereits bescheidenen Ergebnis von 2022, das mit einem Zuwachs von 3,3 % aufwarten konnte. Für die erfolgsgewohnten Chipmacher war das mehr oder weniger eine Stagnation. Auslöser für den Rückgang sind bekanntermaßen die obwaltenden inflationären Tendenzen, Disruptionen der globalen Lieferketten durch geopolitische Turbulenzen und der gedämpfte Nachfrageschub der Hightech-Consumer im Gefolge der Corona-Pandemie.

Davon ausgenommen sind im Wesentlichen zwei Produktkategorien: diskrete und opto-elektronische Komponenten. Von ihnen erwartet man beim WSTS in diesem Jahr ein Wachstum von 5,6 bzw. 4,6 %. Besonders stark ins negative Territorium verweist der Rückgang bei den Speicherbausteinen aller Kategorien von etwa 35 %. Er ist unter anderem auch dem rasanten Preisverfall und dem Abbau der Läger seitens der Anwender geschuldet.

Ganz auf dieser Linie sind die Situationsberichte der führenden Chip-Foundries, wie sie vom taiwanischen Analysten ‚TrendForce' Anfang Juni berichtet wurden. Die zehn führenden Auftragsfertiger melden übereinstimmend einen Rückgang ihrer Zahlen im ersten Quartal 2023 um18,6 %. Beim Marktführer TSMC belief sich der Rückgang auf 16,2 %. Härter erwischt hat es den Koreaner Samsung mit einem Minus von 36,1 %. Das führte auch zu Verschiebungen in den Rangplätzen, wobei sich Global Foundries bemerkenswert gut halten konnte.

Zumindest nominal besser stehen die Chipmärkte in Europa und Japan da, mit Zuwächsen im Umsatz von 6,3 bzw. 1,2 %. Dafür ist der Downturn in den anderen Regionen umso gravierender, mit einem Abfall von 9,1 % in Nord- und Südamerika und von geradezu desaströsen 15,1 % in Asien-Pazifik.

Bei so vielen aktuellen Bad News ist natürlich eine freundlichere Zukunftsperspektive gefragt: Im nächsten Jahr, so die WSTS, soll das Wachstum des Halbleitermarkts wieder 11,8 % und den Gesamtumfang von 576 Mrd. $ erreichen. Insbesondere bei den Speicherbauelementen erwartet man eine massive Erholung um mehr als 43 % - auf dann 120 Mrd. $. Alle Regionen sollen an diesem Aufschwung gemäß ihrer Ausgangslage partizipieren.

WSTS Spring Halbleiter-Forecast bis 2024 in Mrd. $WSTS Spring Halbleiter-Forecast bis 2024 in Mrd. $

Regionale Verteilung der Halbleiterumsätze bis 2024Regionale Verteilung der Halbleiterumsätze bis 2024

Globale Rangfolge der zehn führenden Chip-FoundriesGlobale Rangfolge der zehn führenden Chip-Foundries

Verheerende Prognose

Malcolm PennMalcolm PennSo weit so gut, wäre da nicht der ewige Störenfried (und trotzdem bestens renommierte) Contrarian Malcolm Penn samt seiner britischen Analysefirma ‚Future Horizons'. Bereits im Mai 2022 hatte er für 2023 einen regelrechten Crash des Chipmarkts mit einem Rückgang der diversen Produktkategorien von bis zu 26 % vorausgesagt. Im Mittel sollte es ein Minus von 22 % werden. Noch im Januar 2023 blieb er bei dieser verheerenden Prognose. Im Mai 2023 milderte er seinen Ausblick leicht auf -20 %, mit einer wahrscheinlichen Kontraktion zwischen 18 und 22 %. Für 2024 weigert er sich, einen seriösen Ausblick zu geben.

Mehr auf der Linie des WSTS ist der ebenfalls hoch angesehene Marktanalyst Gartner. Dessen Forecast für 2023 prognostiziert einen Rückgang um 11,2 % auf insgesamt 532,2 Mrd. Dollar, gefolgt von einem substantiellen Aufschwung in 2024 um 18,5 %. Richard Gordon, bis vor kurzem Gartners Vizepräsident, verortet den aktuellen Rückgang der Speichermärkte im Abbau der Überkapazitäten und überschüssigen Lagerbeständen mit entsprechenden Preisreduktionen. Wie üblich in der volatilen Chipindustrie wird dies in 2024 zur Unterversorgung mit spezifischen Speicherbausteinen führen, mit der Konsequenz von Preiserhöhungen auf breiter Front.

„Die Halbleiterindustrie ist mit einer Reihe von langfristigen Herausforderungen konfrontiert. Die früheren Dekaden mit hochvolumigen und hochpreisigen Markttreibern kommen an ihr Ende. Das gilt besonders für die PC- und Smartphone-Märkte, wo die Innovation nachlässt.“ In Zukunft, so Gordon, werde der Chipmarkt nicht mehr wie heute zu 31 % vom Consumer-Spending, und mehr vom Kapitalbedarf innovativer Industrien getragen werden, wie Automotive, Luft/Raumfahrt und Militär. Insofern also auch eine dezidierte Rückkehr zu den Marktkonstellationen in den Anfangszeiten der Computerchips.

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