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Freitag, 08 September 2023 12:59

Im Gegenteil! - Die andere Blickrichtung

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Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten
Im Gegenteil! - Die andere Blickrichtung Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Wer sich für die Geschichte der Philosophie und Wissenschaft interessiert, wird wissen, dass der Franzose René Descartes im 17. Jahrhundert seine Sicht der Forschungsmethode beschrieben hat. Er meinte, man müsse einen komplizierten Gegenstand wie etwa ein Tier – Descartes zählte sie zu den Maschinen – in seine einfachen Teile zerlegen, um über Organe und kleinere Einheiten zu den allerkleinsten zu kommen. So werde es möglich, sich dem Ganzen zuzuwenden, um es aus seinen Bestandteilen heraus zu verstehen. Dieses Verfahren ist als Reduktionismus bekannt, galt irgendwann als einzige wissenschaftliche Methode und wurde an den Universitäten gelehrt.

Triumphe feierte der Reduktionismus in jüngster Zeit in der Molekularbiologie, in deren Schatten Fakultäten anfingen, ihre Abteilungen für Botanik und Zoologie zu schließen, um alles mole­kularbiologisch – das Leben durch seine Bausteine – erklären zu können. Bald verkündeten die Wissenschaften mit der Mole­kular­medizin dem Krebs und anderen Störungen von Körperfunktionen auf den tiefsten Grund gehen zu können. Dabei verwandelten sie die Gesundheit in eine technische Größe, die mit chemischen Mitteln – sprich: Medikamenten – zu optimieren sein müsste. Doch wer sich heute im ärztlichen Milieu umhört, stellt fest, dass das „Molekular“ durch andere Vorsilben ersetzt worden ist und man vermehrt „Systemische Medizin“ treibt. Wer den Blick in die Wissenschaft allgemein schweifen lässt, sieht, dass der Reduktionismus nun durch sein Gegenteil abgelöst wird, der Emergenz. Inzwischen kann man Sätze lesen wie „In der Wissen­schaft ergibt nichts einen Sinn ohne die Emergenz“. Neurophilosophen glaubten übrigens schon länger, das Bewusstsein lasse sich nur als emergente Eigenschaft des Gehirns begreifen. Inzwischen scheint tatsächlich alles auf Emergenz zu beruhen, denn bekanntlich ist das Molekül H2O nicht nass, dafür aber das Wasser, das aus ihm besteht. Allgemein scheint es, dass die Wechselwirkungen vieler Einzelteile dank des Auftretens emergenter Eigenschaften etwas völlig anderes ergeben können, als der Reduktionismus beim Zerlegen des ursprünglich Ganzen ausfindig machen konnte. So sehr man sich über die neue Blickrichtung der Wissenschaft freuen kann, so aufregend könnte die Antwort auf die Frage werden, ob auch Maschinenteile zur Emergenz neigen. Man baut einen Computer, um den Schachweltmeister zu schlagen. Was ist, wenn der Apparat nach seinem Erfolg feiern will und um Urlaub bittet? Traut sich jemand, ihm das ­abzuschlagen?

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 9
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Ernst Peter Fischer

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