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Dienstag, 20 Juni 2023 11:59

Auf den Punkt gebracht: Verliert VW den Schlüsselmarkt China? – Insourcing durch OEMs kann Arbeitsplätze bei Zulieferanten gefährden

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten
Build your Dreams (BYD) Modell Seal als Einstiegsmodell für 25.100 € Kampfpreis in China als direkter Wettbewerb zum Tesla Model 3. Der Seal hat 800 V Technik, eine 82 KWh Blade Batterie auf Lithium-Eisenphosphat Basis mit 520 km WLPT-Reichweite. Marktlaunch ab Herbst d. J. in Deutschland Build your Dreams (BYD) Modell Seal als Einstiegsmodell für 25.100 € Kampfpreis in China als direkter Wettbewerb zum Tesla Model 3. Der Seal hat 800 V Technik, eine 82 KWh Blade Batterie auf Lithium-Eisenphosphat Basis mit 520 km WLPT-Reichweite. Marktlaunch ab Herbst d. J. in Deutschland Bild: BYD

Auf dem größten Automarkt der Welt in China mit 23,5 Mio. Pkw setzten deutsche Marken 2022 rund 4,4 Mio. Fahrzeuge ab, primär Verbrenner. Dies entspricht einem Marktanteil von 19 % am chinesischen Pkw-Markt. Die Elektrifizierung in China wird aber zum Game Changer mit 5,9 Mio. New Electric Vehicle (NEV) (Abb. 1), von denen wieder 1,6 Mio. Plugin Electric Vehicle (PHEV) waren. Deutsche Marken waren mit ganzen 250.000 E-Autos beteiligt, bescheidene 4,2 % Marktanteil.

Rund 8 Mio. NEVs lautet die Prognose der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) für 2023. Bis 2030 könnten mehr als 50 % der neu zu gelassenen Pkw New Electric Vehicle sein.

Abb. 1: China‘s NEV Sales 2019 -2023F in Einheiten, pure electric vehicles + hybrids

VW verliert Marktführerschaft in China

Bei Verbrennern war Volkswagen in China jahrelang der Marktführer bei Verbrennern. Rund 39 % aller Volkswagen wurden 2022 in China abgesetzt. Weltweit verkaufte der Volkswagen Konzern 8,3 Mio. Fahrzeuge.

Knapp hinter China mit 38 % Absatzanteil folgt der VW Heimatmarkt Europa und mit 16 % die USA (Abb. 2) .

Schmerzlich ist der Absatz-Verlust in China für VW (Abb. 3). In den Jahren 2017 bis 2019 war der Tipping Point mit 4,2 Mio. Verbrennern erreicht. Im letzten Jahr waren es 1 Mio. Fahrzeuge weniger, bei einer weltweiten Gesamtproduktion von 8,26 Mio. Pkw. „Peak China?“ fragte im Mai der Economist auf seiner Titelseite.

Abb. 2: VW-Verkäufe nach RegionAbb. 2: VW-Verkäufe nach Region

Abb. 3: VW-Absatz China in Mio. StückAbb. 3: VW-Absatz China in Mio. Stück

Deutsche E-Autos floppen in China

Das ganze Dilemma von Volkswagen wird klar, wenn man sich die Absatzzahlen vom 1. Quartal 2023 anschaut. Während BYD, der neue Marktführer 550.000 E-Fahrzeuge absetzte, schaffte Tesla immerhin noch 230.000 NEVs, aber FAW-Volkswagen nur 40.000 Verkäufe. Kein Wunder, wenn die Autobosse in Wolfsburg mehr als nervös sind.

Dabei produziert Volkswagen seine E-Modelle ID 3 und ID 4 in China. Es handelt sich also nicht um Exportfahrzeuge aus Deutschland oder Europa.

Der Verbrenner Marktanteil von 20 % in China wird in den nächsten Jahren mit rasant wachsender Elektrifizierung dahinschmelzen wie Eis in der Sonne.

Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass NEVs, zu denen batteriebetriebene und hybride Elektrofahrzeuge (EVs) gehören, bis 2025 einen Anteil von 20 % an den Neuwagenverkäufen haben sollen.

„Bis 2030 könnte der Anteil der NEVs bei Neuzulassungen auf dem chinesischen Markt bis zu 70 Prozent erreichen. Chinesische Marken haben andere Marken auf technischer Ebene überholt“, sagte Wang Chuanfu, Vorstandsvorsitzender des chinesischen NEV-Herstellers BYD, auf einer Branchenkonferenz in der südwestchinesischen Stadt Chongqing.

Abb. 4: Kabel verbinden E-Motor, Wechselrichter, die Antriebsbatterie und den KlimakompressorAbb. 4: Kabel verbinden E-Motor, Wechselrichter, die Antriebsbatterie und den Klimakompressor

Wachtumsmarkt Automotive Components für E-Autos

Der weltweite Markt für die Schlüsselkomponenten von E-Autos beträgt nach einer Studie von Roland Berger 24,7 Mrd. €. Es handelt sich hierbei um das Batterie Management System (BMS) und die Hochvoltbox bzw. Leistungselektronik. Weiterhin den Inverter oder Wechselrichter, der Gleichspannung in Wechselspannung umwandelt und den Elektromotor. All diese Komponenten haben wesentlichen Einfluss auf den Stromverbrauch in KWh pro 100 km, aber auch die Ladegeschwindigkeit der Batterie.

Das globale Marktvolumen soll mit fortschreitender Elektrifizierung bis 2030 auf 80,7 Mrd. € wachsen, also um je nach Komponentenfamilie um 310 % bis 350 %.

Abb. 5: Global Automotive Component Market für E-Autos 2022–2030 in Milliarden €

Insourcing, wie VW seinen Zulieferanten Arbeit wegnehmen möchte

Nun hat es zu Beginn der Elektrifizierung reichlich Untersuchungen gegeben wieviel Arbeitsplätze in der Automobilindustrie wegfallen. Hersteller von Kolben, Doppelkupplungsgetrieben, Auspuffanlagen oder Einspritzpumpen und viele andere mechanische Teile mehr sollen nach Alternativen suchen.

Ein moderner Verbrennungsmotor mit Getriebe hat ca. 1400 Teile, während ein Elektroantrieb nebst Batterie auf 200 bis 250 Komponenten kommt. Entsprechend viele Arbeitsinhalte bzw. Wertschöpfung fällt weg.

Der Volkswagen Konzern sorgt sich damit berechtigt um die Beschäftigung seiner Mitarbeiter. Das Schlüsselwort heißt „Insourcing“. Ab 2025 möchte VW wesentliche Teile des elektrischen Antriebsstrangs selbst produzieren. Im Werk Kassel mit 17.000 Mitarbeitern wurde dieser Tage ein Leistungselektronik- Zentrum eröffnet.

Große und Kleine Zulieferanten wie Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF), Bosch, Vitesco, Mahle, Valeo etc. sind aufgeschreckt.

Tesla ebenso wie die chinesischen Hersteller Nio oder BYD nutzen längst das Insourcing.

Der Plan Wertschöpfung von Zulieferanten abzuziehen, erfolgt nicht nur von Volkswagen. Auch BMW verwendet bereits selbst entwickelte Inverter beim E-SUV iX und auch Mercedes prüft eigene Leistungselektronik-Komponenten selbst herzustellen.

Bosch und Valeo liefern derzeit die Inverter für die Volkswagen MEB Baureihe. Nach dem französischen Marktforschungsunternehmen Yole kostet der ID 3 Inverter von Valeo 1095 US$, während der BMW- eigene Inverter bei über 5400 US$ liegen soll.

Kosten und Qualität zwischen Inhouse-Produktion und externen spezialisierten Zulieferern werden die Weichen stellen.

Auf den Punkt gebracht

  1. Die VW Group, BMW und Mercedes verkauften in China 4,4 Mio. Pkw 2022 bei einem chinesischen Gesamtmarkt von 23,5 Mio. Pkw.
  2. New Electric Vehicle (NEV) waren davon 5,9 Mio. BEV und PHEV. Der deutsche Marktanteil betrug 250.000 Fahrzeuge, entsprechend 4,2 %.
  3. Volkswagen verliert durch Elektrifizierung Marktführerschaft an BYD. Dabei ist der Verkaufsanteil in China von 39 % im letzten Jahr für Volkswagen existentiell.
  4. Auch im Verbrennermarkt verlor Volkswagen bereits 1 Million Pkw. 2019 wurden 4,2 Mio. Pkw verkauft, 2022 waren es noch 3,2 Mio. Pkw.
  5. Der Markt an Komponenten für den E-Auto Markt soll weltweit von 24,7 Mrd. € in 2022 um mehr als 300 % bis 2030 auf 80,7 Mrd. € wachsen.

Der Automobilmarkt ist in Deutschland mit 800.000 Beschäftigten nicht nur der größte Arbeitgeber, sondern auch die einzige Branche von Weltgeltung. Für Volkswagen, Mercedes und BMW ist China mit 39 % bis 33 % Anteil am eigenen Absatz ein substanzieller Markt und damit auch für die deutsche Wirtschaft. Das Floppen deutscher E-Autos auf dem chinesischen Markt im 1. Quartal d. J. mit einem abrutschen der Marktanteile von 20 % (Verbrenner) auf 4 % (E-Autos) gibt zu großer Sorge Anlass. Dazu kommt die Transformation weg vom Verbrenner mit dem Verlust von Arbeitsinhalten, 1400 Komponenten versus 200 Komponenten bei E-Autos.

Ein Verbot mit dem „Verbrenner-Aus ab 2035“ konnte das europäische Parlament einfach beschließen, aber wo bleibt die Alternativ-Strategie? Wie schrieb das Handelsblatt „Deutschland verdrängt seine Probleme. China währenddessen die Konkurrenz“

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Start in das 2. Halbjahr

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Joachim Friedrichkeit

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  • Ausgabe: 6
  • Jahr: 2023
  • Autoren: H. J. Friedrichkeit

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