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Donnerstag, 04 Januar 2024 10:59

Kolumne Anders gesehen: Auf dem Holzweg oder an die falsche Adresse?

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Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten
Dieser Holzweg hat schon bessere Tage gesehen Dieser Holzweg hat schon bessere Tage gesehen Bild: Maciej Bledowski/AdobeStock

Eigentlich war der Holzweg ein Waldweg, auf dem Holz transportiert wurde (in der Fachsprache: Rückeweg) und der meist in schlechtem Zustand wirklich nirgends hinführte. Heute baut man Wege aus Holz, um es den Wanderern einfacher zu machen, über die Baumwipfel zu schauen und digitale Photos zu schießen – ‚Selfies' sind sehr populär. An diese denkt man eventuell, wenn man den journalistischen Rausch der Reportagen liest und sieht, die über die Schulschwänzer der ‚Fridays for Future'-Demonstrationen berichten.

Sollte tatsächlich eine Erderwärmung stattfinden und sollte sie wirklich auf menschliche Einflussnahme zurückgehen, was von einigen seriösen Wissenschaftlern wie Jyrki Kauppinen und Pekka Malmi angezweifelt wird (“We do not consider computational results as experimental evidence” – „Wir betrachten rechnerische Ergebnisse nicht als experimentelle Beweise“), so muss man sich überlegen wo all das schädliche CO2 herkommt. Und da wir uns hier mit Elektronik beschäftigen, ziehen wir uns und die lieben Gymnasiasten an der eigenen Nase.

SMT-Reflowlötmachine ‚Lyra 622‘ des chinesischen Herstellers I. C.T.Selbst Greta Thunberg wird wohl kaum ohne ihr Mobiltelefon spazieren gehen, und ihre Anhänger machen begeistert Videoaufnahmen von ihren beeindruckenden Aufzügen, um sie nachher großzügig ins Netz zu stellen. Laut einer neuen Studie sind es aber gerade solche Filme, die mitverantwortlich für den CO2-Ausstoß sind. Die Übertragung und das Betrachten von Videos im Netz erzeugt schätzungsweise 300 Mio. t des Kohlendioxids pro Jahr [1], was etwa 1 % des gesamten jährlichen Ausstoßes ausmacht. Filme, wie etwa von Netflix angeboten, machen davon ein Drittel aus, während pornographische Darbietungen ein weiteres Drittel bestreiten.

Die nicht mehr nur unter der Bettdecke betrachteten Orgien entsprechen somit alleine dem CO2-Beitrag von ganzen Ländern wie Belgien, Bangladesh und Nigeria. Die digitale Technik soll für 4 % der Treibhausgase geradestehen, was bis 2025 auf satte 8 % ansteigen soll – wobei die 5G-Technik wohl den Anstieg verlangsamen wird, denn statt mehrerer Stunden für den Pornofilm braucht es damit nur noch ein paar Minuten. So erklärte Qin Fei, General Manager des Telekommunikationsforschungsinstituts von Vivo, dass das 5G-Smartphone bei Versuchen die Testgeschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde erreicht habe [2].

Einerseits hat Elektronik die Lebensbedingungen vieler Mitmenschen verbessert. Andererseits ist bei der Herstellung nicht zu übersehen, dass die Umwelt beeinflusst wird. Sei es durch die Gewinnung seltener Erden oder aber der Verbrauch an Energie, klar zu erkennen an den KWH einer Reflowmaschine, die dank der bleifreien Lote inzwischen weit höher eingestellt werden muss und überproportional die Kraftwerke fordert.

Aber sind die Gymnasiasten, die ihre Eltern – darunter auch einige Politiker – dazu bringen wollen anders zu leben, da richtig beraten? Ist der Einfluss der einzelnen Bürger mit seinem Dieselauto wirklich die richtige Zielgruppe? Ein Düsenjäger der Luftwaffe (die F-16 verbraucht bei voller militärischer Leistung und in geringer Höhe etwa 8000 Pfund [~ 4500 l] Kraftstoff pro Stunde) oder ein Flugzeugträger verheizt sicherlich etwas mehr als die ca. 10 l pro 100 km Kilometer ihrer Familien- und Hundeschaukel.

Sie und Ihr Nachbar nutzen in etwa 127 l Wasser pro Kopf und Tag. Aber seien wir mal ehrlich, verblasst das nicht gegen den Antrag der taiwanesichen Firma Foxconn [3], die bei der Racine Water Utility [4] in den USA einen Antrag auf die Lieferung von 7 Mio. Gallonen (= 26.497.882 l) Wasser pro Tag gestellt hat, die dann aus den ‚Great Lakes' gepumpt würden? Aber wen stört das, hält man doch das geliebte Mobiltelefon [5] ans Ohr, um die nächste Demonstration zu organisieren?

Aufnahme der ‚Great Lakes‘aus dem Weltall

Das Gas, das die Amerikaner gerne so teuer an Europa verkaufen, ist auch nicht so ganz unbedenklich, denn ‚Fracking' benötigt gigantische Mengen von Wasser, das verunreinigt anschließend auch irgendwie entsorgt werden muss.

Die bloße Menge an Wasser, die zum und vom Fracking-Gelände gebracht wird, bedeutet obendrein eine Flut von Tanklastwagen durch Ihre Stadt. Das New York State Department of Environmental Conservation schätzt, dass jeder Brunnen pro Frack 2,4–7,8 Mio. Gallonen (9–30 Mio. l) Wasser benötigt. Dies entspricht ungefähr 400–600 Tanklastwagenladungen mit Flüssigkeiten zum Bohrloch und 200–300 Tanklastwagenladungen mit flüssigen Abfällen vom Bohrloch wieder weg – Lastwagen die immerhin jeweils 36 t wiegen. Die Auswirkungen auf Straßen und Brücken im Vergleich zu Ihrer Familienkutsche kann man sich gut vorstellen.

Aber ein Loch reicht selbstverständlich nicht und wäre auch nicht profitabel. Felder bestehen aus etwa 20 Löchern pro ‚Pad' und ein Feld oft aus Dutzenden von Pads. Hochgerechnet sind 38.400 bis 172.800 Tankwagenfahrten (ein ‚18-wheeler' verbraucht ca. 23,5 l Diesel auf 100 km) über eine Bohrlochstandzeit gefordert und das alles, um das Mobiltelefon oder den Fernseher möglich zu machen.

Luxus wird eben teuer erkauft, und sei es auch nur für die Umwelt, was offenbar die Politiker ebenfalls nicht stört, deren Luxuslimousinenflotte die vorgegebenen Verbrauchswerte für das umweltbewusste Fahrzeug alle nicht einhält. Zudem müssen sie auch zwischen Bonn und Berlin hin- und herflitzen. Pendelflüge zwischen der ehemaligen und der heutigen Bundeshauptstadt für Minister, Staatssekretäre, Beamte und Angestellte des Bundesumweltministeriums kosten im Jahr etwa 2 Mio. €, [6] da die eleganten, aber recht teuren Segelboote, mit deren zwei Dieselmotoren Greta den Atlantik überquerte, an Land nicht einsatzfähig sind. Zwar dauert die Bahnfahrt zwischen Berlin und Bonn rund fünf Stunden, während derer ja die Beamten im ICE Erster Klasse sich mit ihren Laptops die Zeit nützlich vertreiben könnten. Doch das ist dann wohl nicht voll standesbewusst.

Wäre der Ausbau des Schienennetzes ebenso erfolgreich, schnell und luxuriös wie in China, könnte man vielleicht wenigstens die Angestellten, wenn auch nicht die Minister, umstimmen, sich in den Zug zu setzen. Die Fahrt wäre dann nicht nur pünktlich, sondern auch nur halb so lang.

Jonah-Feld in Wyoming (USA) mit ‚fracked‘ Öl- und Gaslöchern

Literatur

https://www.newscientist.com/article/2209569-streaming-online-pornography-produces-as-much-co2-as-belgium/ (Abruf 7.11.2023).
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/luftfahrt-passagiere-klima-101.html (Abruf 7.11.2023).
Jyrki Kauppinen und Pekka Malmi: www.helsinkitimes.fi/finland/finland-news/domestic/16562-finnish-scientists-effect-of-human-activity-on-climate-change-insignificant.html (Abruf 7.11.2023).
Yusuke Ueno et al.: Intensified East Asian winter monsoon during the last geomagnetic reversal transition,
http://www.kobe-u.ac.jp/research_at_kobe_en/NEWS/news/2019_07_03_01.html (Abruf 7.11.2023).
https://urbanmilwaukee.com/2018/04/22/legality-of-foxconns-water-use-at-issue/ (Abruf 7.11.2023).
https://www.ucsusa.org/clean_vehicles/smart-transportation-solutions/us-military-oil-use.html (Abruf 7.11.2023).
https://oilprice.com/Energy/Energy-General/A-Look-At-US-Military-Energy-Consumption.html (Abruf 7.11.2023).
https://www.resilience.org/stories/2006-02-26/us-military-oil-consumption/
(Abruf 7.11.2023).
https://www.qsenergy.com/news/detail/783/u-s-military-is-the-worlds-number-one-consumer-of-fuel (Abruf 7.11.2023).
https://www.focus.de/politik/deutschland/in-diesem-jahr-1740-mal-flogen-mitarbeiter-des-umweltministeriums-zwischen-bonn-und-berlin-hin-und-her_id_10939545.html (Abruf 7.11.2023).
http://www.gaslandthemovie.com/whats-fracking/faq/water-used (Abruf 7.11.2023).
https://www.scientificamerican.com/article/water-use-rises-as-fracking-expands/
(Abruf 7.11.2023).
www.gem.wiki/Fracking_and_water_consumption (Abruf 7.11.2023).
www.theburningofrome.com/trending/how-much-water-is-needed-for-fracking/(Abruf 7.11.2023).
https://www.spiegel.de/politik/ausland/eisenbahn-in-china-co2-ersparnis-ist-gering-noch-a-1300727.html (Abruf 7.11.2023).

Referenzen

[1] The Shift Project (französischer ‚think tank').
[2] China Daily, 18.07.2019, First batch of 5G phones get quality certification,
www.chinadaily.com.cn/cndy/2019-07/18/content_37492752.htm (Abruf 7.11.2023).
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Foxconn (Abruf 7.11.2023).
[4]
https://www.cityofracine.org/water.aspx (Abruf 7.11.2023).
[5] Zwischen 20 und 30 % von Foxconns Geschäft ist die Herstellung von Apple-Produkten.
[6]
www.focus.de/panorama/welt/und-wer-bezahlt-das-bundesbeamte-verschleudern-millionen-auf-inlandsfluegen-zwischen-bonn-und-berlin_id_137361621.html (Abruf 8.11.2023).

Zur Person

Prof. Rahn ist ein weltweit tätiger Berater in Fragen der Verbindungstechnologie. Sein Buch über ‚Spezielle Reflowprozesse‘ erschien beim Leuze Verlag. Er ist erreichbar unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, wohin auch Anfragen über In-Haus-Seminare gerichtet werden können.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 12
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Prof. Armin Rahn

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